Wenn die Mutter aus Freiburg anruft, weiß Sebastian Lehmann, dass er mitschreiben muss. Nicht, weil ja etwas Lebenswichtiges erzählt werden könnte, sondern weil dem 38-Jährigen mit Sicherheit ein ziemlich absurdes Telefonat bevorsteht, samt gut gemeinter Tipps für den Alltag („Fahr vorsichtig“ etwa oder auch „ich würde ja Schinken reinschneiden“) und der ein oder anderen reingerufenen bissigen Bemerkung seines Schinkenbrote kauenden Vaters. Die gesammelten Aufzeichnungen dieser Dialoge haben Lehmann inzwischen zu einem erfolgreichen Poetry Slammer und Schriftsteller werden lassen – nun hat er im Pantheon Auszüge vorgelesen.
Der nonchalante Duktus, die irrsinnigen Pointen und der plaudernde Stil rufen dabei unweigerlich Erinnerungen an Marc-Uwe Kling wach; kein Wunder, schließlich haben der Schöpfer des wohl
berühmtesten Kängurus der deutschen Literatur und Lehmann 2005 gemeinsam die „Lesedüne“ gegründet und sind seitdem eng befreundet. Merkt man. Nur ist letzterer eben doch ein wenig bodenständiger
und realistischer, kommt ganz ohne sprechende Tiere und Pinguin-Verschwörungen aus und begnügt sich mit seiner Familie und seinem engsten Umfeld. Reicht völlig aus. Immerhin ist der Lehmannsche
Haushalt schon speziell, umfasst er doch unter anderem eine überfürsorgliche Glucke, die „Sohn 2“ nicht sonderlich viel zutraut, einen permanent hungrigen Fleischfresser-Patriarchen sowie einen
Neffen, der sich in seiner Satanisten-Phase befindet und daher als Anti-Chris bezeichnet werden möchte. Kein Wunder, dass auch der Sohn ein bisschen verkorkst ist. Nicht nur, dass er mit seinem
E-Roller gerne Rentner erschrickt und bei der Spree-Rundfahrt seekrank wird, nein, er jagt auch Liedtexte durch Google Translate (bei Grönemeyer-Texten auch erst mal mit einem Umweg übers
Chinesische) und hält die Ergebnisse dann für Lyrik. Nun ja, keiner ist perfekt.
Im gut gefüllten Pantheon trifft Sebastian Lehmann auf jeden Fall einen Nerv. Vor allem seine Erinnerungen an das letzte Weihnachtsfest – ausnahmsweise mal ohne Telefonat, dafür mit einem
Kirchenbesuch – sorgen beim Publikum für Begeisterung, doch auch die durch den verbalen Fleischwolf gedrehten Songs werden ausgiebig gefeiert. Die Absurdität übertrumpft nun einmal alles andere.
Auch ohne Beuteltier.
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Chris (Montag, 03 Februar 2020 14:46)
Na ja, mir hat es nicht gefallen und ich habe auch nicht verstanden, warum soviel Menschen gelacht haben.
Texte vorlesen, aus einem Buch oder von Seiten kann jeder, leider verhaspelte er sich des öfteren und durch das Ablesen wirkte es sehr hölzern.
Hätte er es frei erzählt, wäre es bestimmt komischer gewesen. So war es ziemlich langatmig und langweilig. Um überhaupt ein Programm zusammen zu bekommen, hat er Songtexte mit Google übersetzt, sehr kreativ. Hahaha
Werbung für sein Buch hat er auch noch mit eingebaut, mit dem Publikum fast gar nicht gespielt. Nur ein paar flache Gags, sollte wohl ein Warm Up sein, keine Ahnung.
Also ich hatte mehr erwartet und wurde sehr enttäuscht.
Ich würde nicht mehr hingehen und kann auch nicht verstehen,warum man Geld für ein Buch ausgeben soll, in dem nur solche pseudo Gespräche drin sind.
Schade um die Zeit und das Geld.
Und was soll ich sagen, pünktlich nach 110 Minuten mit 20 Minuten Pause, war das ganze, zum Glück, schon vorbei.