Tim McMillan & Rachel Snow: Musik von Bach bis Nintendo

In Australien ist das Leben für freie Musiker offenbar nicht immer leicht. Wer nicht wahlweise in einer Led-Zeppelin- oder einer AC/DC-Coverband spielt, gilt gemäß der Offenbarung von Tim McMillan und Rachel Snow als Pariah und kann sich glücklich schätzen, wenn er oder sie überhaupt ein Instrument in die Hand nehmen darf. Umso erfreulicher ist es, dass die beiden charmanten Gestalten, die am vergangenen Sonntag im Rahmen des Beethovenfests im Post Tower auftraten, all diesen Widerständen getrotzt haben – anderenfalls hätte das Bonner Publikum auf ein ebenso unterhaltsames wie virtuoses Konzert verzichten müssen, das liebevoll mit allen möglichen Stilen spielt. Und das wäre wirklich eine Schande gewesen.

In erster Linie ist es McMillan, der das Konzert trägt: Der so unschuldig wirkende Gitarrist ist ein begnadeter Lügenbaron, ein Quatschkopf mit einem Faible für gehobenen Nonsens und ganz nebenbei ein Meister des Finger-Pickings. Mühelos tanzt er über die Saiten, während Rachel Snow an seiner Seite mit der Geige Akzente setzt, mitunter aber in den Moderationen ihres Duo-Partners selbstbewusster wirkt als in den irgendwo im Spannungsfeld zwischen Folk, Rock und Singer-Songwriting wabernden Stücken. Wenn sie aber aus dem Schatten McMillans tritt, dann leuchtet die Welt auf: Herrlich, wie sie in Gedenken an ihre Zeit bei einer Johann-Sebastian-Bach-Metal-Coverband (O-Ton McMillan) die Melodien des Meisters aufgreift, wie sie zu Ehren ihres Großvaters John die Titelmelodie zu „Game of Thrones“ intoniert oder wie sie kurzerhand Beethovens „Ode an die Freude“ anstimmt. Auch ein Medley aus „Africa“ und „Break Your Neck“ sitzt, während sich leichte Schwächen immer dann offenbaren, wenn die rhythmischen Wechsel zu vertrackt werden, zu bemüht und zu gekünstelt, so dass die Songs zu Stückwerk werden. Das haben McMillan und Snow gar nicht nötig. Dafür sind sie zu gut. Und zu witzig. Wer Lieder im „Nintendo-Dingsbums-Style“ schreibt, kann auch mal auf Komplexität verzichten und einfach die Idee wirken lassen. So etwas hört man schließlich nicht alle Tage. Im Post Tower kommt die besondere Mischung des Duos auf jeden Fall hervorragend an, so dass die Hoffnung besteht, dass Tim McMillan und Rachel Snow in Zukunft noch öfters in Bonn zu hören sein werden. Angesichts ihrer harten Vergangenheit hätten die beiden es auf jeden Fall verdient.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0