Hans-Joachim Heist: Und ewig lockt die Made

Was eine Sehhilfe ausmachen kann. Wenn er die Hornbrille aufsetzt, heißt Herr Heist nicht länger Heist (und auch nicht Gernot Hassknecht), sondern Heinz Erhardt und als solcher das Publikum herzlich willkommen – im Haus der Springmaus ebenso wie auf dem Dachboden der Nostalgie, dort, wo jene verbalen Preziosen vor sich hinstauben, mit denen einst ein kleiner und doch ganz großer Komiker die gesamte Republik zum Lachen brachte. Es sind Wortspiele und Satzverdreher, Kalauer und Kaspereien, Gedichte und Geschichten, die Heist hervorkramt; manche ein bisschen altbacken, viele noch immer ungeheuer amüsant und allesamt Klassiker. Damit lässt sich schon ein charmanter Abend bestreiten, an dem die Made ebenso zu ihrem Recht kommt wie Ritter Fips und König Erl – und natürlich das Publikum, dass so manche Zeile genüsslich mitspricht.

Heist erweist sich aber auch als erstaunlich souveräner Erhardt-Imitator. Gut, nicht immer sitzt die Rolle perfekt, wirken manche Phrasen und das ein oder andere Lachen ein wenig zu bemüht. Andererseits ist der 70-Jährige versiert genug, um kleinere Schwächen geschickt zu kaschieren, zumal er Erhardt nicht nur kopiert, sondern ihn vielmehr adaptiert, etwa wenn er sich über die Grusel-Clowns zu Halloween wundert und darüber, dass die Amerikaner einen von ihnen sogar zum Präsidenten gewählt haben. Einzig die Suche nach einem albernen Ortsnamen aus der Umgebung geht eindeutig zu weit, zieht sie sich doch wie Kaugummi, ohne letztlich mit einem echten Knaller abschließen zu können. In diesen schier endlosen Minuten schwindet jede Spannung, so dass die anschließende Pause für alle Beteiligten die beste Option darstellt.

Natürlich macht Heist auch vor den Erhardtschen Liedern nicht halt, jenen doch recht banalen Schenkelklopferschunklern aus der Wirtschaftswunderzeit, die den Korn hochleben lassen, die Fahrten des alten Lords mit dem Ford und die Prophezeiungen von Tanze Hedwig. Gehört eben zu einer Erhardt-Revue dazu. Doch die größten Schätze sind und bleiben die Gedichte, von denen weder ihr Verfasser noch ihr Interpret und erst recht nicht ihre Rezipienten genug bekommen können. Die Meisterwerke gehobenen Unsinns, perfekt gereimt und von Heist mit funkelnden Augen deklamiert, sind das wahre Vermächtnis eines Komikers, an den bis heute völlig zu Recht immer wieder auf der Bühne erinnert wird. Diese Aufgabe hat Heist im Haus der Springmaus zuverlässig erfüllt, wie der kontinuierliche Applaus der Menge beweist. Und das soll dann auch reichen.

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