John Fogerty: Ein Trip nach Woodstock

Manche Verbindungen sind einfach untrennbar. Seit 1972 ist John Fogerty inzwischen solo unterwegs, hat in dieser Zeit etwa ein Dutzend Platten veröffentlicht und mit Songs wie „Rocking All Over The World“ Musikgeschichte geschrieben. Und doch wird er immer als der Gitarrist und Frontmann von Creedence Clearwater Revival bekannt sein, als das Mastermind hinter einer Band, die vor 50 Jahren einer der Headliner des Woodstock-Festivals waren (auch wenn der Auftritt mitten in der Nacht kaum Beachtung fand). Anlässlich dieses Jubiläums schaut Fogerty noch einmal zurück auf jene Ära – und erweckt auf dem Bonner KunstRasen die Songs von CCR erneut zum Leben.

An diesem Abend dreht sich alles um Woodstock. Oder fast alles. Kein Wort mehr davon, dass Fogerty selbst immer wieder seine Enttäuschung über den Auftritt seiner Band zum Ausdruck gebracht hat, die im Anschluss an The Grateful Dead mit einem Feld voller schnarchender Schläfer konfrontiert worden waren. Der 74-Jährige inszeniert sich als Held einer Generation, als Ikone der sumpfigen Südstaaten-Rocks und als einer, der dabei gewesen ist in den Feldern von Bethel. „Das ist die Gitarre, die ich in Wooooooooodstooooock spielte“, ruft er irgendwann und stürzt sich in ein Best-Of von CCR-Songs. Die berühmte Version von Dale Hawkins' „Susie Q“, mit der der Formation einst der Durchbruch gelang, erklingt ebenso wie „Green River“ oder am Ende „Bad Moon Rising“ und „Proud Mary“, die unzählige Male von anderen Künstlern interpretiert wurden, und das oft weitaus erfolgreicher. Egal, jetzt eben die Originale. Und die sind immer noch verdammt gut. Dazwischen setzt Fogerty einen Block aus Cover-Songs, der in die Zeit passt, darunter „Dance To The Music“ (von Sly and the Family Stone), "Give Peace A Chance" sowie „With A Little Help From My Friends“. Dagegen verzichtet er weitgehend auf Titel aus seiner Solo-Zeit, nur das bereits erwähnte „Rocking All Over The World“ und „The Old Man Down The Road“ dürfen nicht fehlen. Dem Publikum ist das nur recht. Viele der rund 6000 Besucher sind gerade wegen dieser Zeitreise auf den KunstRasen gekommen, wollen sich zurückversetzen lassen in die späten 60er und vor allem jene Mischung aus Rock, Country, Delta-Blues und Beat von CCR hören, die Fogerty und seine Band hervorkramen und der an diesem Abend erstaunlich frisch wirkt, kantig und unverbraucht.

Der Erfolg der Songs liegt zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass Fogerty voller Energie ist und mit überzeugender Stimme und seinem exzellentem Gitarrenspiel seiner Band eine klare Richtung vorgibt. Die ist mit Drummer Kenny Aronoff (spielt auch bei den Smashing Pumpkins), Ex-Megadeth-Bassist James LoMenzo sowie einigen Bläsern und Backgroundsängerinnen hervorragend besetzt und kann bei Bedarf - wie etwa bei "Keep On Chooglin'" - herrlich aufdrehen, während Fogerty immer wieder leidenschaftlich in die Saiten haut, die amerikanische Hymne durch den Verzerrer jagt oder sich mit seinem Sohn Shane ein kleines Duell liefert. Klasse. Etwa zwei Stunden feiern Musiker und Zuschauer auf diese Weise gemeinsam ein kleines Woodstock, wenn auch mit 50 Jahren Verspätung. Dafür sind wenigstens alle wach. Und am Ende total glücklich.

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