Köbes Underground: Apfelernte im LSD-Rausch

Man kann gar nicht früh genug anfangen: Seit dem vergangenen Sonntag ist die Session 2020 des Kölner Karnevals eröffnet. Gut, nur inoffiziell. Aber trotzdem. Wenn Köbes Underground als offizielle Hausband der Stunksitzung schon den Startschuss für die fünfte Jahreszeit gibt, kann dieser doch nicht ungehört bleiben. Zumindest in der Bonner Oper, wo die Formation im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ ihre Aufwartung machte, brachen bei der Aussage des unbestrumpften parodistischen Dreigestirns alle Dämme. Die schon zuvor exzellente Stimmung erreichte mühelos ein neues Niveau, während die Fans der närrischen Kapelle alles mitmachten. Von der Prinzenproklamation bis zum Tanzunterricht.

Einen derartigen Wahnsinn kann niemand so geschickt inszenieren wie Köbes Underground. Die Band um Frontmann Ecki Pieper ist längst auch jenseits des alternativen Kölner Karnevals Kult; seit mehr als 30 Jahren tourt sie durch die Republik, stürzt sich von einem Kostüm ins nächste und persifliert einen Rock- und Pop-Song nach dem nächsten. In Bonn trällerte so unter anderem Udo Lindenberg kölsche Trinklieder, während sich Yussuf aus Syrien mit einer „Skandal im Sperrbezirk“-Version zur deutschen Mülltrennung zu integrieren versuchte. Eine holländische Delegation versuchte sich derweil an „Raindrops Keep Falling On My Head“ (inklusive einer kleinen Stepp-Einlage mit nationaltypischen Klompen), und das Akkordeonorchester aus Heisterbacherrott rockte mit einem Medley aus Van Halens „Jump“ und Deep Purples „Smoke On The Water“. Ein Hit folgte auf den nächsten, jeder ideal zum Mitsingen, Mitklatschen, Mitwippen. Kein Wunder, dass es schon zur Pause stehende Ovationen gab.

Dabei spielte es offenbar keine Rolle, dass so manche Umdichtungen ein wenig platt wirkten. Als die Jungfrau ihre Kollegen mit Geschwüre am Hintern verglich oder das schnulzige „Up Where We Belong“ zu einer Liebeshymne unter Jack-Wolfskin-Anbetern mutierte, wirkte das schon recht albern – dann doch lieber eine gesungene Abrechnung mit der Fifa, die deutlich mehr Biss hatte. Oder ein bisschen Disco-Musik, um die Menge in Bewegung zu bringen. In der Oper erwies sich dies mitunter als Herausforderung, da etwa die intendierte Choreographie zu „Stool Pigeon“ von Kid Creole And The Coconuts aufgrund hochklappender Sitze Sicherheitsbedenken hervorrief. Immerhin erwiesen sich aber die Tanzübungen zu „Boogie Wonderland“ als durchführbar – und so simulierten tausend Hände den Scheibenwischer und die „Apfelernte auf LSD“. Ein bisschen verrückt. Aber genau das Richtige für die Fünfte Jahreszeit. Auch im Sommer.

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