Akkordeonale: Tänze aus der Uckermark

Finger flitzen, Bälge pusten, Künstler ziehen alle Register: Mit einer überaus vielfältigen, spannenden und berauschenden Akkordeonale hat sich die Harmonie Bonn in die Sommerpause verabschiedet. Das Spitzentreffen internationaler Ziehharmonika-Virtuosen ist schon seit Jahren ein Fest für all jene, die gerne mal über den Tellerrand schauen und sich an einer Musette ebenso erfreuen wie an einem Mischmasch aus Roma- und Klezmermusik oder einem deutschen Volkstanz. Kein Problem, immerhin hat Organisator Servais Haanen wieder vier exzellente Akkordeonisten sowie eine Cellistin und eine überragende Flügelhornspielerin um sich geschart, die in unterschiedlichen Besetzungen das Potenzial ihrer Instrumente voll ausschöpfen.

Gewöhnlich ist an diesem Abend eigentlich nichts. Noch nicht einmal traditionell, auch wenn dieser Begriff zumindest stilistisch durchaus in den Sinn kommen würde. Doch selbst Inga Piwowarska, die der klassischen Fraktion angehört und sich unter anderem Haydn widmet, ist in ihrem Spiel alles andere als konservativ. Ganz im Gegenteil: Ihre Interpretation der e-Moll-Sonate (wenn auch in einer gekürzten Fassung) erweist sich als überaus rasant und dynamisch ausgefeilt, während ihre Hommage an die polnische Komponistin Tekla Badorzewska einen modern-fragmentarischen Anstrich besitzt. Noch temporeicher kommt Anatol Eremciuc daher, der die wilden Melodien seiner Heimat Moldawien mit dem Feuer Spaniens verknüpft. Und auch in Deutschland finden sich überaus schwungvolle Klänge: Jan Budweis ist sogar in der Uckermark fündig geworden, die mehr hervorgebracht hat als nur Angela Merkel. Bleibt noch Rquel Gigot, die kurzfristig für die erkrankte Texanerin Ginny Mac eingesprungen ist und unter anderem mit ihrer sowohl gespielten als auch gesungenen Version von Edith Piafs „L'Accordéoniste“ das Publikum begeistert. Auch die Begleitmusikerinnen kommen zu ihrem Recht, vor allem Flügelhornspielerin Kaya Meller vermag Akzente zu setzen. Stark.

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