Monsters of Liedermaching: Anarcho-Witz und Punk-Ideen

Am Anfang erst mal Sitzpogo. Klar, muss ja. Zu einem Konzert der Monsters of Liedermaching gehört dieser Tanz eben dazu, der die Hemmungslosigkeit des Punk und die Gemütlichkeit des Singer-Songwritertums so unprätentiös vereint. Klingt irre, ist es auch. Aber immerhin wird so von der ersten Sekunde an klar, was das Publikum im Pantheon an diesem Abend erwarten kann: Klassiker aus inzwischen 16 Jahren Bandgeschichte ebenso wie neues Material von den sechs Mitgliedern des Anarcho-Kollektivs, angefüllt mit sehr viel biergetränktem Blödsinn und pubertärem Pennälerhumor, mit dem man feiern kann, ohne allzu viel nachzudenken. Dabei können die Monsters mehr. Zumindest einige von ihnen.

Am Grundkonzept des Sextetts hat sich seit ihrer Gründung beim Hamburger „Rockspektakel“ im Jahr 2003 nichts geändert. Noch immer sind die einzelnen Mitglieder im Grunde unabhängig, schreiben ihre eigenen Stücke in erster Linie für sich und freuen sich dann, dass die anderen mit Harmoniegesang und notfalls mit Gitarrenunterstützung die Darbietung ausschmücken. Was nicht allzu schwer ist, da sich die Stilistiken doch in weiten Teilen ähneln. Virtuose Melodielinien sucht man vergebens, die gediegene Eleganz eines Reinhard Mey oder die offen zur Schau gestellte rebellische Wut eines Konstantin Wecker sind den Monsters fremd. Stattdessen dominieren Gute-Laune-Songs übers Schlittschuhfahren und über Cola-Korn, über Kinderlosigkeit und über die verhassten Mücken. Dabei schrecken die Monsters auch nicht davor zurück, das Niveau bis auf den Flaschengrund zu senken. Da führt dann Menstruationsblut zum „Tod in der Nordsee“ – und Sänger Jens Burger kann sich darüber freuen, dass das Publikum den Refrain lautstark mitsingen kann. Er ist es auch, der Bilder von seinem Penis verschickt, während sich Jan Labinski nach einem Leben als Superkackwurst sehnt.

 

Na ja, jedem das seine. Die Monsters haben ohnehin schon immer mit derartigen Geschmacklosigkeiten jongliert und kokettiert, haben bewusst provoziert und sich dabei auf die Schenkel geklopft, während das Publikum mitgröhlte. Doch bei dem Bonner Konzert der „Aufnahme? Läuft!“-Tour, das für ein kommendes Live-Album mitgeschnitten wurde, ist die Balance zwischen derartigen Peinlichkeiten und hintersinnigen Stücken leider gestört. Während früher zumindest gelegentlich mal „Weltklassemelodien“ durchschimmerten und gesellschaftskritische Aussagen zu hören waren, bleiben die Monsters 2019 leider weitgehend banal. Einzig Rüdiger Bierhorst hält die Fahne der hohen Kunst des Liedermachertums hoch, etwa mit dem satirisch-melancholischen „Nicht alle Macht den Haien“. So kann es auch gehen. Man muss es nur wollen.

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