Onkel Fisch: Der Wahnsinn steckt im Detail

Europa hat es derzeit schwer. Als Kontinent ohne Kontur und Staatenkollektiv ohne gemeinsame Identität muss sich der Kontinent mit Druck von allen Seiten auseinandersetzen. Im Westen Trump, der Teufel mit den drei goldenen Haaren, im Osten das Kreml-Monster Wladimir, und dahinter auch noch der chinesische Drache – da kann einem schon mal Angst und bange werden. So sehen es zumindest Onkel Fisch, die in ihrem Programm „Europa – und wenn ja, wie viele?“ hinter die Kulissen einer oftmals ungeliebten Union blicken und dort die eigentlichen Schuldigen entdecken. Allen voran: Deutschland. Und die Finanz-Mafia. Was mitunter ein und das selbe ist.

Ganz so aufgebläht wie gerne angenommen ist der Beamtenapparat der EU mitnichten, rechnen Adrian Engels und Markus Riedinger im Haus der Springmaus vor. Ja, 40.000 Bürokraten in Brüssel sind eine Menge, vor allem wenn sie auf engstem Platz zusammengepfercht sind wie Ferkel in einem Viehtransport. Andererseits sind sie zuständig für 500 Millionen Bürger, während sich eine Stadt Hamburg nur für die eigene Verwaltung 60.000 Angestellte leistet. Auf einmal sehen Verhältnismäßigkeiten schon ganz anders aus. Oder Stichwort Gurkenverordnung. Die regelt schon seit zehn Jahren nicht mehr die Krümmung des Gemüses, wird aber immer noch regelmäßig als Beispiel für den Reglementierungswahn der EU ins Feld geführt, ebenso wie die Nord-Ausrichtung von Sprungtürmen in Freibädern, die es zwar gibt, aber ausschließlich als Empfehlung und auch nur in Deutschland. Mist. Ein Feindbild weniger. Doch wer argumentative Rosinenpickerei betreibt, darf sich nicht wundern. Genau das machen Europäer aber besonders gerne, behaupten Onkel Fisch – und halten dem Volk den Spiegel vor. Warum zum Beispiel kennt keiner die Roma-Autorin Bronisława Wajs? Oder einen Künstler aus Slowenien? Warum gehört Kasachstan zur UEFA, darf aber nicht beim ESC antreten, während es für die vorderasiatische Republik Aserbaidschan genau andersherum ist? Und warum dürfen große Unternehmen jedes Jahr mit Steuertricks Milliarden sparen, während Whistleblower verfolgt und eingebuchtet werden?

Natürlich können Onkel Fisch derartige Themen nicht ausschließlich ernsthaft betrachten. Das entspräche auch einfach nicht ihrer Natur. Das Duo ist bekannt für Clownerie und Kasperei, für überdrehten Klamauk im Angesicht des menschlichen Wahnsinns. So persiflieren sie in „hart aber fairpeilt“ gnadenlos Alice Weidel, Marine Le Pen und Heinz-Christian Strache (alle gespielt vom leidenschaftlichen Grimassierer Adrian Engels) oder versuchen, gewisse Szenarien in bewährter Manier mit gespielten Film-Sequenzen zu verdeutlichen. Wenn Indiana Juncker und Obi Wangela über die Bühne tanzen, ist das zwar völlig verrückt. Aber zumindest logischer als die Politik. In Europa und in Deutschland.

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