Wolfgang Ambros: Im Kampf mit dem Watzmann

Die Bühne ruft, und Wolfgang Ambros folgt. Noch einmal will er sie besteigen, noch einmal nur, auch wenn der legendäre österreichische Musiker genau dies eigentlich nicht tun sollte. Zumindest nicht mehr. So bitter es auch klingt. Seit einigen Jahren muss Ambros gegen seinen Körper kämpfen, plagt sich mit schweren Rückenproblemen und immensen Schmerzen herum. Aber aufhören? Er? Das kann er nicht. Die Bühne war stets sein Leben, da lässt einer wie Ambros nicht von ab, obwohl sie inzwischen zu zu seinem ganz persönlichen Watzmann geworden ist. Auch die kann man schließlich bezwingen, mit eisernem Willen und frohem Mut.

Also stürmt Ambros die Bretter immer wieder aufs Neue, so gut er es eben vermag, singt Hits aus 50 Jahren und zieht das Publikum mit seinem knurrigen Charisma und seinen mal bissigen, mal verträumten Versen wie eh und je in seinen Bann. So auch im Pantheon, wo er drei Tage vor seinem 67. Geburtstag ein weiteres Mal zu Gitarre und Mikrofon greift und seine Lieder mit dem ihm eigenen Dialekt anstimmt. Weil er es noch kann. Mehr oder weniger.

Im Grunde ist das Konzert ein Fest der Nostalgie. Ein Klassiker reiht sich an den nächsten und jagt den Fans einen wohligen Schauer nach dem anderen über die Rücken: „Die Sunn geht boid auf“, „Da Hofa“, „Du bist wia de Wintasunn“, gesungen mit einer knarzigen Stimme, die schon bessere Zeiten erlebt hat, aber noch immer eine bemerkenswerte Intensität besitzt. Dem Publikum reicht das. Der ein oder andere Texthänger wird entspannt ausgeblendet, ebenso wie die Tatsache, dass Wolfgang Ambros sich ohne seine beiden Musiker-Kollegen Günter Dzikowski (Keyboards) und Roland Vogel (Bass und diverse Gitarren) wahrscheinlich gnadenlos verheddern würde. Sie sind es, die die Lieder auf Spur halten, die Impulse geben und Akzente setzen, während Ambros sich redlich bemüht, mit seinem eigenen Gitarrenspiel hinterherzukommen und die Akkorde zumindest ansatzweise zu treffen.

 

Besser wäre es sicherlich, wenn er nur die Texte vortragen würde, die ohnehin stets die größte Stärke des leidenschaftlichen Musikers waren und noch immer sind. Wenn er augenzwinkernd von der „Tendenz zur Demenz“ singt oder über das herrlich arrangierte Spannungsverhältnis von „Gut und Schön“, scheint auch wieder der alte Ambros durch. Jener, an den sich das Publikum nur allzu gut erinnert und dessen Lieder es bestens beherrscht. Schon bei „Zwickt's mi“ stimmt es fröhlich ein, bei „Da Hofa“ oder „Schifoan“ erst recht. Ambros kann das nur recht sein. Am Ende nimmt er dankbar den tosenden Applaus entgegen, kann sich feiern lassen für eine erneute Bezwingung seines Watzmanns, für ein weiteres erfolgreich beendetes Konzert. Doch am nächsten Tag ruft die Bühne wieder. Und Wolfgang Ambros wird sie erklimmen. Die Verlockungen der Musik, sie sind einfach zu stark.

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