Ihren Humor hat Gaby Köster nicht verloren. Ebenso wenig wie ihre Schnodderschauze. Elf Jahre nachdem ein Schlaganfall die Komikerin zu einer längeren Auszeit zwang, ist die 57-Jährige wieder auf Tour und macht zumindest sprachlich genau da weiter, wo sie aufgehört hat. Gnadenlos und burschikos, unverblümt im Ton und bildgewaltig im Ausdruck teilt Gaby Köster genüsslich gegen alles und jeden aus, der ihr quer kommt. Und das sind so einige: Donald Trump und Jens Spahn, Heidi Klum und Neffe Maurice sowie Taxifahrer, Dessousverkäuferinnen und die Klingelmännchen vom Paketdienst Hermes bekommen im Comeback-Solo „Sitcom“ ihr Fett weg, und zwar mit Nachdruck. Aber leider ohne die dafür nötige Dynamik.
Gaby Köster kann nicht ohne die Bühne, so viel macht sie mit ihrer Rückkehr deutlich. Ein derartiger Schritt erfordert viel Kraft und Mut, insbesondere da die einstige Stand-Up-Queen immer auch
ein Energiebündel war, ein quirliges Wesen mit frechem Mundwerk und enormer Lebenslust, die sich nicht davor scheute, in jedes Fettnäpfchen mit Anlauf hineinzuspringen. Inhaltlich hat sich dies
nicht geändert. Doch spurlos ist der Schlaganfall nicht an Köster vorübergegangen. Statt über die Bühne zu springen, sitzt sie nun nur noch und liest ihre Nummern stur von ihrem Tablet ab, ohne
dabei aber ihren leidenschaftlichen Worten den entsprechenden Duktus zur Seite stellen zu können. Etwas fehlt eben. Texte und Person passen nicht länger so nahtlos zusammen wie einst, auch wenn
Gaby Köster immer noch wie ein Wasserfall reden kann und durchaus rasant von einem Thema zum nächsten springen kann, nur um am Ende doch wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Damit macht sie sogar
Alexa Angst, die ja eigentlich alles mithören will, in der Kösterschen Wohnung ihren Cloud-Speicher aber schon am ersten Vormittag bis auf das letzte Byte füllt.
Thematisch bleibt Gaby Köster bei bewährtem Comedy-Material, bei den üblichen Männer-Klischees inklusive des Renovierungs-Fiebers und des fehlenden Multi-Tasking-Talents, beim Shopping-Wahn und
bei „Germanys Next Top-Model“. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, echauffiert sich über Lego-Schäufelchen an Frauen-Händen, schlecht sitzende BHs und den ein oder anderen irren Mode-Trend.
Ab und zu driftet sie sogar in Richtung Politik ab, vor allem der Pflege-Notstand macht ihr zu schaffen. „Ich bin einfach nicht mit genug Stinkefingern auf die Welt gekommen“, blafft sie dann.
Ja, Gaby Köster hat durchaus noch Material im Köcher. Jetzt müsste sie nur noch beim Vortrag wieder zu alter Stärke zurückkehren. Da muss man eben Daumen drücken.
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