Sebastian Pufpaff: Die Zombie-Apokalypse ist nah

Wenn das Ende der Welt naht, wird Sebastian Pufpaff vorbereitet sein. Baseballschläger, Dosen-Ravioli, Bier? Sind bereits jetzt in ausreichenden Mengen vorhanden und kommen bei einem Besuch der Zeugen Jehovas auch schon gelegentlich zum Einsatz. Die Frau ? Wird im Falle eines Falles schon irgendwo in Sicherheit sein, die Kinder auch, wenn sie nicht wieder angekettet am Kita-Zaun vergessen werden. Sollen die Zombies doch kommen, vor denen selbst das Pentagon und das Bundesinnenministerium warnt. Mit denen wird Pufpaff schon fertig.

Immerhin kennt sich der 42-Jährige mit hirnlosen Wesen bestens aus, hat er doch schon die Vorstufen rechtzeitig erkannt und dementsprechend vorgesorgt. Die Liegeradfahrer und AfD-Wähler, die Geissen-Bewunderer und die Scheibenwelt-Gläubigen, die digital Sedierten und die intellektuell Lobotomierten, sie alle befinden sich längst im Fadenkreuz des Satirikers und Kabarettisten, der jetzt im Pantheon sein neues Programm „Wir nach“ vorgestellt hat und darin allerlei Versäumnisse aufzeigt – am liebsten, indem er sie sich selber zu eigen macht.

 

Schon seit längerem steht Sebastian Pufpaff fast permanent im Rampenlicht, ist einer der medial präsentesten Vertreter seines Fachs, hat eine Fernsehsendung, ist regelmäßig in der heute-Show zu Gast und moderiert diverse Comedy- und Kabarett-Formate. Zuletzt erwuchsen daraus einige eher schwache Nummern – doch mit „Wir nach“ zeigt der Bonner eindrucksvoll, was wirklich in ihm steckt. Nämlich ein exzellenter Satiriker, der das Volk gerne vorführt, indem er es übertrumpft und sich als arroganter Schnösel inszeniert, der sich alles leisten kann. Der seine Kinder zwecks Vollversorgung im Bällchenparadies abgibt, der einen Mülllaster an einer Verkehrsinsel parkt, um die dort haltenden Helikoptereltern zu ärgern, und der Knöllchen lediglich als Kassenbeleg für die zusätzlich gebuchte Geschwindigkeit ansieht. Letzteres gilt aber nur für ihn selbst – wenn andere mit 180 Sachen die Serpentinen ins Siebengebirge hochbrettern, hofft er doch eher auf den ein oder anderen Unfall. Immerhin schafft das mehr Platz in den Innenstädten. Und verringert die Zahl zukünftiger Zombies.

Doch auch eine Figur wie die von Pufpaff kann sich aufregen. Immobilienfinanziers mit aufgestellten Polohemd-Kragen sind ihm zuwider, Eisbären auch, und natürlich Menschen, die ihn immer wieder dazu bewegen wollen, doch etwas gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt zu machen. Warum denn? Er gehört doch immerhin zu der reicheren Hälfte der Weltbevölkerung, ihm geht es also gut. Er wird noch nicht einmal zur Berechnung des Vermögens der 42 reichsten Menschen herangezogen, die immerhin so viel besitzen wie die ärmere Hälfte des Planeten. Das sind 3,7 Milliarden Menschen. Wenn die nicht aufbegehren, warum sollte Sebastian Pufpaff das dann tun?

Gut, am Ende wird er dann doch aktiv. Auf seine Weise. Mit gutem Kabarett. Scharf schießt er gegen die selektive Wahrnehmung, dank derer das Schicksal eines spanischen Jungen in einem Loch schwerer zu wiegen scheint als der Tod von 14 Kindern im Mittelmeer. Auch mit der Emanzipation sei die Menschheit schon mal weiter gewesen. „Was muss ich als Mann den Frauen eigentlich noch antun, damit sie mal rausgeht und rebelliert?“, fragt er. Vielleicht mal den Fernseher abschalten. Weg mit „The Voice“ und „Deutschland sucht den Superstar“ und den ganzen konstruierten Idealen der Werbeindustrie. „Nach 20 Minuten Fernsehen schaltet die linke Gehirnhälfte ab, die unter anderem für Kritikfähigkeit zuständig ist“, erläutert Pufpaff. Dann übernimmt die Traumfabrik, gelenkt von Handelsriesen wie Amazon, die vorgeben, was wir in Zukunft benötigen und es liefern, noch bevor es bestellt wurde. „Wir haben keinen freien Willen mehr, wir nehmen nichts mehr wahr, wir fühlen nichts mehr“, sagt Pufpaff. Die Zombies sind also letztlich bereits da, und die Apokalypse näher als gedacht. Zeit, sich vorzubereiten. Und im Internet sicherheitshalber einen Baseballschläger zu bestellen.

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