„Wadde hadde dudde da?“ Im Zweifel einen Raab. Stefan Raab. Der 52-jährige Entertainer und ehemalige „TV Total“-Moderator ist in der Öffentlichkeit kaum noch sichtbar, seit er 2015 seine Karriere vor der Kamera offiziell beendete und fast nur noch als Produzent agiert. Doch einer Anfrage von Max Mutzke, der inzwischen regelmäßig mit verschiedenen Überraschungsgästen nach Bonn kommt, konnte der Pausenclown (und Innovator) des deutschen Fernsehens einfach nicht widerstehen. Obwohl Mutzke nur Minuten zuvor noch versprochen hatte, den Metzger seines Vertrauens nicht einzuladen, tauchte Raab am vergangenen Samstag zur Freude des Publikums auf der Opernbühne auf, herumalbernd wie eh und je – und zugleich ein musikalischer Tausendsassa, der so viel mehr könnte. Wenn ihm sein eigener Quatsch nicht mitunter im Wege stehen würde.
Rund lief an diesem Abend allerdings längst nicht alles. Ärgerlicherweise wurden Pressefotografen kurzfristig nicht zugelassen, sowohl auf Wunsch von Raab als auch auf den Mutzkes, der offenbar ziemlich erkältet war, was man ihm auch ansah. Eigentlich hätte er gar nicht auf die Bühne gedurft – andererseits gibt es derzeit nur wenige Gelegenheiten, jemanden wie Stefan Raab zu präsentieren. Also biss Mutzke die Zähne zusammen und gab alles. Gesanglich spürte man denn auch keine Schwäche: Der 37-Jährige schraubte sich scheinbar mühelos in beachtliche Höhen und pflegte wie gewohnt den geliebten Soul, zu dem sich nun auch einige Titel des neuen Albums „Colors“ gesellten, die einst als Hip-Hop-Tracks begannen. Eine schöne Volte, wie man etwa bei „Men in Black“ oder auch dem Mary-J-Blige-Song „No one will do“ zeigte. Sein kongeniales Trio im Hintergrund (Frank Chastenier, Christian von Kaphengst und Wolfgang Haffner) gab ihm die nötige Rückendeckung und nahm zugleich alle Eskapaden von Raab ohne mit der Wimper zu zucken hin. Der konnte ohnehin nicht still sitzen, drängte mal ans Klavier, mal ans Schlagzeug, immer in Bewegung und doch immer professionell. Keine Frage, Raab ist ein exzellenter Musiker. Aber einer, der wirklich alles in die Absurdität ziehen muss. „Ich muss immer Quatsch machen“, sagte er am Samstag von sich selbst. Die herrliche Jazz-Ballade „I Left My Heart In San Francisco“, die er mit wunderbarem Timbre anstimmte, füllte er mit hektischen Witzen, und aus den berühmten Harmonien von „Imagine“ wechselte er kurzerhand in „Santa Maria“, um sein „Schlager-Tourette“ zu befriedigen. Irgendwann tauchte er sogar in die kölsche Mundart ein, sang Stücke von den Bläck Fööss oder auch seine eigene Hymne „Ävver et Hätz bliev he en Kölle“ und gewährte Max Mutzke so eine kleine Atempause. Am amüsantesten war Raab allerdings in einer Szene, in der er eigentlich gar nicht lustig sein wollte: Als das Pedal des Flügels nicht vernünftig funktionierte und ein extra herbeigerufener Klavierbauer unter dem Instrument verschwand, gesellten sich Raab und Mutzke kurzerhand zu ihm und interviewten ihn. Drei Männer unterm Flügel. So etwas gibt es auch nur in der Oper.
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