Mrs. Greenbird: Melancholie und Zärtlichkeit

Leuchtblüten ranken sich um die Mikrofonständer auf der Bühne der Harmonie, warm im Licht und zugleich ein klein wenig kitschig. Passt zu Mrs. Greenbird. Das Kölner Singer-Songwriter-Duo, das erstmals seit drei Jahren wieder den Weg nach Bonn gefunden hat und das Publikum für gut anderthalb Stunden in sein gemütliches Nischenuniversum einlädt, hat ein Faible für derartige Spielereien, die eine besondere Atmosphäre schaffen, gemütlich und romantisch, ohne dabei aber so artifiziell zu wirken wie ein halbes Kilo rosa Zuckerguss oder so manches Prinzessinnenkleid. Das wäre dann wahrscheinlich selbst dem charmanten Pärchen zuviel. Lieber ein bisschen weniger, dafür aber authentischer. Mit diesem Ansatz gelingt es dem Duo mühelos, alle im Saal in seinen Bann zu ziehen und sowohl mit alten als auch mit neuen Songs zu verzaubern. Einfach reicht. Zumindest meistens.

Seit ihrem letzten Besuch in Bonn hat sich bei Mrs. Greenbird nicht viel geändert. Steffen Brückners Lagerfeuergitarrenmusik und Sarah Nückens kindliche, mitunter an Annett Louisan erinnernde Stimme harmonieren so gut wie eh und je, was sich auch in den neuen Stücken widerspiegelt, die auf dem im April erscheinenden dritten Album zu finden sein werden. Stilistisch verharrt das Duo seit jeher irgendwo zwischen Country-Ballade und dem Songwritertum eines Alan Taylor, genießt ihr kleines melodisches Universum und scheint keinerlei Anstalten zu machen, mal einen Blick in fremde Gefilde zu wagen. Muss ja auch nicht sein. Wäre aber schön. Einzig „Slow Me Down“ verweist in Richtung Südstaaten-Blues, mit herrlichem Lap-Steel-Guitar-Spiel und deutlich mehr Druck. Davon hätten Mrs. Greenbird ruhig mehr bringen können. Stattdessen bleiben sie bei den bewährten Mitteln, die ihnen schon bei der dritten Staffel der Casting-Show „X Factor“ geholfen haben: Bei Entspannung und Melancholie, Zärtlichkeit und Entschleunigung. Letzteres tritt vor allem dann zu Tage, wenn Nücken und Brückner ausnahmsweise mal nicht eigenes Material interpretieren, sondern fremde Songs adaptieren. „Wir könnten gar keine Cover-Band sein, weil alles, was wir anpacken, so unglaublich traurig wird“, sagt letzterer. Stimmt, wie die balladeske Version der Ramones-Nummer „Blitzkrieg Bop“ und der Rolling-Stones-Klassiker „Dead Flowers“ beweisen. Selbst Gast-Gitarrist Edin Colic, der ausnahmsweise nicht mit Tom Beck auf Tour ist und seinen freien Tag auf der Harmonie-Bühne verbringt, darf dabei nicht aufdrehen und zeigen, was in ihm steckt. Schade.

Andererseits hat der Ansatz von Mrs. Greenbird auch etwas für sich. So einige schöne Songs finden sich im Repertoire des Duos, darunter der Titeltrack des Vorgänger-Albums „Postcards“ sowie die Weltuntergangs-Hymne „Dark Waters“, die entgegen der Bezeichnung alles andere als depressiv ist. So etwas würde zu Mrs. Greenbird auch nicht passen, dafür propagieren sie zu gerne Zärtlichkeit statt Endlichkeit. Und ein bisschen Posierlichkeit. Nicht ohne Grund beenden sie ihr Konzert mit einem kleinen Lied über das Eichhörnchen Ricky und schreiten dabei durch den Saal, gehen auf Tuchfühlung mit dem Publikum und schaffen so den intimsten möglichen Rahmen. Das Publikum ist nicht zuletzt dadurch fasziniert und hofft auf ein baldiges Wiedersehen. Vielleicht im Sommer. Unter freiem Himmel. Da kann man die Entspannung, die Mrs. Greenbird bringt, besonders gut gebrauchen.

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