Yves Macak: Kuscheltiere in Serotonin

Kinder sind wirklich eine Plage: Wer eine Lese- und Rechtschreibschwäche hat, ist angesichts der ganzen jungen ADHS-, Borderliner- und Schizophrenie-Patienten noch relativ normal, und wer im Unterricht mehr als ein unwissendes „Häh“ von saich zu geben vermag, gilt gleich mal als hochbegabt. Als Lehrer hat man es somit schwer – und als Erzieher kann man schlichtweg verzweifeln. Oder Comedian werden. Das hat sich zumindest Yves Macak gedacht, der neben einer 35-Stunden-Woche an einer Berliner Grundschule immer wieder auf die Kleinkunstbühnen der Republik stürmt und seinem Publikum die Horror-Geschichten aus seinem Alltag erzählt, in denen der zu betreuende Nachwuchs noch am besten wegkommt. Denn Klischee-Kollegen und vor allem die Eltern sind weitaus schlimmer.

An keinem lässt Yves Macak ein gutes Haar. Dafür hat er einfach zu viel erlebt: Seit mehr als 20 Jahren ist er staatlich geprüfter Erzieher, und das ausgerechnet in Berlin, dem Schmelztiegel der Kulturen und dem Vorreiter in Sachen auferzwungener Inklusion. Dieses Konzept geht Macak gehörig gegen den Strich, vor allem angesichts des massiven Personalmangels. Und natürlich gehört es zum Wesen des Kabaretts, mit Übertreibungen, Extremen und Klischees zu jonglieren. Allerdings geht der „R-Zieher“ damit mitunter zu weit, etwa wenn er permanent Flüchtlingskinder mit jenen gleichsetzt, bei denen er eine psychische Störung diagnostiziert, oder ihnen ganz bewusst „Die Siedler von Catan“ als Brettspiel zuordnet. Ohnehin sind positive Erlebnisse in diesem Programm Mangelware. Dabei muss es doch viele Momente geben, bei denen Macak das Herz aufgeht. Nur erzählt er sie nicht. Stattdessen überall Chaos. Kein Wunder bei all den Drogen, mit denen Macak so um sich wirft. Das Ritalin ersetzt er zwar durch Traubenzucker, aber nur aus Rache an den störenden Eltern, während er die Kuscheltiere fröhlich mit Serotonin tränkt. Insofern ist es nur logisch, dass bei den Jugendlichen im Anschluss Hopfen und Malz verloren sind. Und dennoch macht Macak weiter und bricht sogar noch eine Lanze für seinen Beruf, sehr zur Freude des Publikums, in dem laut einer Saalumfrage viele seiner Kollegen sitzen. Die haben besonders großen Spaß an der satirischen Abrechnung mit der Jugend von heute, bei der Macak auch mal zu Singen anfängt, was irgendwie irritiert und ungefähr ebenso authentisch wirkt wie therapeutisches Tuschen. In weiten Teilen unterhält der Berliner aber durchaus. Vor allem andere Pädagogen, die sonst nur zu denken wagen, was Macak ausspricht. Und vielleicht dadurch nicht mehr ganz so schnell verzweifeln. Immerhin ist geteiltes Leid ja bekanntlich halbes Leid.

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