Frontm3n: Mehr als nur ein Best-of

Einst zählten The Hollies, The Sweet und 10cc zu den wichtigsten und berühmtesten Rock- und Popbands Großbritanniens. 40 Jahre ist das jetzt her, bei den Hollies sogar noch länger, doch ihre Hits leben bis heute fort, ebenso wie die Bands selbst, auch wenn nur noch wenige ursprüngliche Mitglieder aktiv sind. Frische Gesichter stehen im Rampenlicht – drei von ihnen haben sich nun als Frontm3n zusammengetan, um die alten Hits neu zu interpretieren und zugleich einige Eigenkompositionen zu präsentieren.

Im Haus der Springmaus geben Peter Howarth (seit 2004 Sänger von The Hollies), Peter Lincoln (seit 2006 bei The Sweet) und Mick Wilson (seit 1999 Perkussionist und Sänger bei 10cc) nun ein herausragendes Akustik-Konzert, bei dem die Klassiker in neuem Licht erstrahlen und Lust auf mehr machen. Doch hat das Trio mehr zu bieten als nur ein Best-of-Programm, fügt vielmehr Songs aus ihren Solo-Karrieren und neue Frontm3n-Material hinzu und setzt dies mit ebenso viel Meisterschaft wie Leidenschaft um.

Seit etwa drei Jahren stehen die drei Sänger gemeinsam auf der Bühne, nur sie und ihre Gitarren, ohne Schlagzeug, ohne Keyboards, ohne Verzerrer und große Verstärker. Dabei kennen sie sich schon seit 25 Jahren, als sie sich in der Band von Cliff Richard trafen. Damals trennten sich ihre Wege kurz darauf wieder, doch noch heute denken sie gerne an jene Zeit zurück. Immerhin war dies die Keimzelle einer Formation, die perfekt aufeinander eingespielt ist und auf der Bühne jede Menge Spaß hat. Der mehrstimmige Harmoniegesang, der das Markenzeichen der Hollies war und ist, verbindet sich bei ihnen mit der Energie von The Sweet und der Vielseitigkeit von 10cc. Dazu dann Songs, die für viele im Publikum Erinnerungen an ihre Jugend wecken: „Bus Stop“, „Papa Joe“, „Fox On The Run“ oder „I'm Not In Love“ kann nahezu jeder mitsingen. Der Sweet-Hit „Love Is Like Oxygene“ wird dabei elegant ausgebremst und wirkt dennoch ebenso wie das starke „Rubber Bullets“ von 10cc. Nebenbei widmen sich die Frontm3n Roy Orbison („You Got It“), da Peter Howarth einst dessen Rolle in einem Musical spielte, und natürlich Cliff Richard, dem sie mit „Move It“ und „Carrie“ ein Denkmal setzen.

Die eigene Platte darf angesichts dieser Hit-Dichte nicht zu kurz kommen. Zum Glück erweist sich „All For One“ mit der ganz bewusst gewählten Musketier-Referenz aber als erstklassiges Album mit starken Singles, die sich nicht hinter den Klassikern verstecken müssen. Kein Wunder bei diesen Musikern, die auch alleine ihren Mann stehen können. Howarth greift etwa zu einer sehr freien Version von „He Ain't Heavy, He's My Brother“, Lincoln zu „Glass of Champagne“ seiner anderen Ex-Band Sailor, und Wilson zu einer phänomenalen Fassung von „Donna“, bei der er seine Qualitäten als Sänger in sämtlichen Registern eindrucksvoll unter Beweis stellt. Das Publikum ist denn auch begeistert, tanzt immer wieder in den Gängen und bedankt sich am Ende mit stehenden Ovationen für ein Konzert, das viele Hits vorweisen konnte – und sie erfreulicherweise noch nicht einmal nötig gehabt hätte.

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