Bonner Filmchor: Bitte ohne Texte

Große Klänge für noch größere Emotionen, voller Pathos, Wucht, Charme, Witz oder Gefühl: Die Kompositionen der Traumfabrik Hollywood lassen keinen kalt. Die Lieder der Disney-Filme oder die unvergesslichen Instrumentalwerke von Howard Shore oder John Williams berühren eigentlich jeden auf die ein oder andere Weise. Es sei denn, sie werden dermaßen verunstaltet oder persifliert, dass ihre ursprüngliche Wirkung verfliegt. Das will natürlich keiner, zumindest nicht absichtlich – dennoch hat sich der Bonner Filmchor bei seinem inzwischen zweiten Konzert in der Brotfabrik keinen Gefallen damit getan, berühmte Melodien mit neuen Texten zu versehen, die mit bemühtem Witz und einem aufgesetzten Spiel mit Meta-Ebenen die Stücke ad absurdum führen. Was schade ist, zumal der von Guido Preuß geleitete und erst 2017 gegründete Klangkörper durchaus Potenzial besitzt. Und es ab und zu sogar abruft.

22 Frauen stehen an diesem Abend auf der Bühne, Männer fehlen. „Sie würden es auch nicht besser machen“, scherzt Preuß, der zusammen mit Sängerin Sina Kürtz die überaus amüsante und lehrreiche Moderation übernimmt. Ein Irrtum, würden ein paar tiefe Register dem Chor doch deutlich mehr Volumen geben und ein bisschen mehr Druck. Dabei bemühen sich die Damen durchaus um Vielfalt, interpretieren Themen aus „Star Wars“, „Herr der Ringe“, „Winnetou“ oder „Mission Impossible“ und stoßen dabei doch immer wieder an ihre Grenzen. Zugegeben, die Arrangements sind durchaus spannend, fordern aber auch eine kontinuierliche Spannung, eine ausgefeilte Dynamik – und vor allem keine albernen Texte. „Hässlichkeit hängt davon ab, wie viel Alkohol du in Zukunft abbaust“, dichtet Preuß etwa bei dem jazzigen Stück der Cantina-Band aus „Star Wars“, das ohnehin (ebenso wie „Mission Impossible“) viel zu anspruchsvoll für einen Laienchor ist.

 

Da sitzt das „Macht“-Thema schon besser, ebenso wie die legendäre „Psycho“-Melodie, deren Arrangement an Danny Elfman erinnert und die zu den Höhepunkten des Abends zählt. Schön ist aber auch der Klassiker „Till There Was You“ sowie die hervorragenden Auftritte von Solistin Lisa Ose, die mit feinem, warmem Jazzgesang zu begeistern versteht und Guido Preuß am Klavier mühelos an die Wand singt. Die Stimmgewalt ist im Chor also durchaus vorhanden. Sie muss nur noch ausbrechen. Und gute Texte erhalten, vorzugsweise solche, die nicht aus eigener Feder stammen. Populäre Lieder gibt es schließlich genug. Da dürfte auch was für den Bonner Filmchor dabei sein.

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