Klaus „Major“ Heuser: Poprock mit Überraschungen

Im Alter wird man ruhiger, heißt es. Ein Vorurteil, wie viele altgediente Rockmusiker täglich beweisen, die auch mit 60 oder 70 noch herrlich Gas geben und virtuos über die Saiten oder die Tasten jagen können. Wenn sie das denn wollen. Doch Klaus Heuser hat dazu derzeit offenbar keine allzu große Lust. Der „Major“, der selbst zwei Jahrzehnte nach seinem Ausstieg noch immer zuerst als Ex-BAP-Gitarrist vorgestellt wird und dabei so viel mehr zu bieten hat, lässt es mit seinem aktuellen Album „And Now?!“ deutlich entspannter angehen, ruhiger, wandert eher im Pop als im Rock und sorgt doch bei seinem, Konzert in der Harmonie für einen bemerkenswerten Abend. Denn nur weil er das Tempo reduziert, heißt das nicht, dass die Musik dadurch eintönig wird. Zumindest nicht, wenn des Majors Band zu improvisieren beginnt.

Gerade in den Freiräumen wagen sich der Major und seine Kollegen an überaus spannende Sound-Collagen, die zwar mitunter aufgepfropft wirken, immerhin aber das Potenzial der Musiker voll ausloten. Matthias Krauss am Keyboard, Marcus Rieck am Schlagzeug und Sascha Delbrouck am Bass dürfen in diesen Momenten zaubern, und auch Heuser selbst lässt immer wieder durchscheinen, warum er von vielen als einer der besten Rockgitarristen Deutschlands angesehen wird. Dabei spielt er noch nicht einmal besonders überbordend, versucht sich gar nicht erst in orgiastischen Läufen a la Joe Bonamassa – aber was er seinen Saiten entlockt, hat eine ganz besondere Qualität. Jeder Ton zählt. Und wenn er gerade nichts zu sagen hat, dann hält er sich eben zurück. In den Melodiepassagen überlässt er lieber Sänger Thomas Heinen das Rampenlicht, steuert ab und zu eine zweite Stimme bei und setzt ansonsten gefällige Harmoniefolgen um, den bebrillten Blick unter dem typischen Lederhut verborgen. Zugegeben, besonders aufregend klingt die Band dann nicht, auch wenn Heinen mit seinem kräftigen, leicht rauen Organ einen tollen Job macht. Irgendwie sind die Songs etwas zu glatt gebügelt, zu brav, zu angepasst. „Da ist viel für unser Alter dabei“, gesteht Heuser denn auch. Wohlfühlmusik also, im Schaukelstuhl-Tempo. Zumindest scheint es so. Aber das, so merkt das Publikum schnell, kann sich jederzeit ändern. Wenn der Major und seine Mitstreiter ausbrechen, können sie immer noch rocken, erinnern dann mitunter ein wenig an die Dire Straits und sind doch auf ihre Weise einzigartig. Das Publikum hat nicht weniger erwartet: Nach mehr als zwei Stunden feiert es die Band mit tosendem Applaus.

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