Der Nachwuchs kann rocken, man muss ihn nur lassen: Frei nach diesem Motto hat der Bonner Schlagzeuger Lupus Fabian in Zusammenarbeit mit der Harmonie bereits im September das Format „Next Generation“ ins Leben gerufen, um jungen Bands eine Bühne zu bieten. Nach einem umjubelten Auftakt mit zwei exzellenten Bands stand nun das zweite Doppelkonzert an, das nach Möglichkeit irgendwie das vorgelegte Niveau bestätigen sollte. Eine schwierige Aufgabe. Doch Ronavill und Sunday Morning Sex nahmen die Herausforderung an – und konnten durchaus punkten. Mutiger, mitunter überaus ambitionierter Rock mit Blues-Attitüde trafen auf hervorragend gemachten Gute-Laune-Pop irgendwo zwischen Travis und Fool's Garden. Eine reizvolle Mischung, die Lust auf mehr machte.
Den Auftakt machten Ronavill, ein Quartett um Energiebündel Krista Schmitz. Diese erwies sich als Dreh- und Angelpunkt und zog mühelos alle Blicke auf sich, während ihre Bandkollegen zwar musikalisch souverän agierten, aber eine ausgeprägte Bühnenpräsenz vermissen ließen. Schmitz kam dies nur entgegen, konnte sie doch so Vollgas geben, ohne irgendjemandem auf die Füße zu treten. Dabei griffen Ronavill sowohl auf eigene Songs als auch auf diverse Cover-Versionen zurück, die mitunter fast schon zu ambitioniert waren. Vor allem Krista Schmitz wollte viel, versuchte sich unter anderem ganz alleine an Janis Joplins „Mercedes Benz“ oder auch an einem Stück von Florence and the Machine. Dann wieder versuchte sich Gitarrist Chris Lersch mit einem Blues-Solo zu profilieren, bei dem die Idee stimmte, die Ausführung aber noch besser werden kann. Andererseits sollen junge Bands sich ja in der Harmonie auch mal ausprobieren können. Und in den besten Fällen wird Mut eben auch belohnt, so wie bei Billy Idols „Rebel Yell“, das Ronavill wirklich meisterhaft zu interpretieren verstand.
Als zweite Band des Abends strebten Sunday Morning Sex in eine völlig andere Richtung. Ursprünglich mal als Teenieband Phrasement gegründet (damals waren sie sogar bei RTL und Disney unter Vertrag) haben sich die Jungs um die Brüder David (Gesang) und Jonas Zauels (Gitarre) ein bisschen zu emanzipieren versucht. Mit dem auf ihrer Facebook-Seite genannten Krautrock hat ihre Musik allerdings nicht das geringste zu tun, vielmehr bleibt das Sextett im Pop. Doch dort verstehen sie ihr Handwerk: Die Songs sind klasse, bringen Sonne in den Raum und haben doch Tiefgang, auch dank der kehligen „Säuferstimme“ von David Zauels, die sich durchaus auch im Falsett wohl fühlt, vor allem aber bei einer Nummer mit leichtem Swing und dezenten Tom-Waits-Anleihen vollends zur Geltung kommt. Mit derartigen Formationen in der Hinterhand erarbeitet sich die „Next Generation“-Reihe derzeit einen exzellenten Ruf.
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