Pete York's Rock & Blues Circus: Supergroup mit Superhits

So manche Band aus den 60er Jahren hat Musikgeschichte geschrieben, hat unsterbliche Songs und leider nur allzu sterbliche Künstler hervorgebracht. Längst nicht alle Musiker von damals weilen noch unter den Lebenden – doch fünf von ihnen haben jetzt die restlos ausverkaufte Harmonie zum Beben gebracht und gezeigt, dass sie ihr Erbe noch immer besser verwalten können als all jene, die sich in den vergangenen 50 Jahren bei ihnen bedient haben. Pete York, seines Zeichens ehemaliger Drummer der Spencer Davis Group („Keep On Running“, „Gimme Some Lovin'“) und der kurzlebigen Formation Powerhouse um Eric Clapton, hat die All-Stars-Formation wie schon Anfang der 80er als seinen „Rock & Blues Circus“ reaktiviert und dabei langjährige Freunde zurückgegriffen: Auf Sänger und Gitarrist Miller Anderson, auf Saxofonist Albie Donnelly, auf Zoot Money (den einstigen Weggefährten von „Police“-Gitarrist Andy Summers und Blues-Rock-Ikone Eric Burdon) und auf niemand geringeren als den Deep-Purple-Bassisten Roger Glover. Gemeinsam feiert die Supergroup zwei Stunden lang ihre Hits, ihre Kunst und ihr Leben. Was für ein Genuss. Und was für ein Erlebnis.

Zum alten Eisen gehört auf jeden Fall keiner der Musiker, auch wenn alle die 70 schon überschritten haben. Jeder von ihnen ist ein Virtuose auf seinem Instrument – nur hat keiner von ihnen es noch nötig, sich zu beweisen. Große Verzierungen oder extravagante Posen? Wozu? An diesem Abend geht es schließlich um die Musik und erst in zweiter Linie um die Künstler. Das hört man. Es ist herrlich, wie unaufgeregt Pete York und Roger Glover die Fundamente errichten, auf denen sich die anderen austoben können, wie entspannt sie spielen und wie perfekt sie doch jeden einzelnen Ton setzen. Reduktion in Perfektion. Jede Note sitzt genau da, wo sie hingehört, nichts ist zu viel, und nur dann, wenn sich wirklich einmal Lücken auftun, füllen die beiden Veteranen diese mit genialen Licks und Fills. Darüber jagt Zoot Money über die Tasten, wenn er als einstiges „Animal“ sich denn mal mit seiner Hammond austoben darf, während Albie Donnelly immer wieder für fantastische Saxofon-Soli sorgt, auch wenn er etwa bei „High Tide And High Water“ sein Instrument mitunter auf den Kopf stellt. Und Miller Anderson? Setzt vor allem als Sänger Akzente. Seine Interpretation des Deep-Purple-Klassikers „When A Blind Man Cries“, den er auf Wunsch von Roger Glover anstimmt, lässt keine Wünsche offen, obwohl er zuvor noch die Erwartungen zu dämpfen versucht. „Ich hatte die Wahl, wie Ian Gillan zu klingen, was unmöglich war, oder wie Richie Blackmore, was noch unmöglicher war“, scherzt er. Dabei muss er nun wirklich niemanden imitieren. Dafür ist er einfach zu besonders, wie er auch bei „Huose Of The Rising Sun“ unter Beweis stellt.

Ein Hit nach dem anderen erklingt. Natürlich „Keep On Running“ und „Gimme Some Lovin'“, die beiden großen Hits der Spencer Davis Group, aber auch „I'm A Man“, bei dem Pete York sich in einer seiner beliebten ausgiebigen Soli vertiefte. Der „Hoochie Coochie Man“ macht seine Aufwartung, ebenso wie der „Boogie Woogie King“, bis sich Blues, Jazz und Rock zu einer phänomenalen Melange vermischt haben. Und dann, ganz zum Schluss, eine der größten Rock-Balladen aller Zeiten: „Smoke On The Water.“ Der Titel soll Roger Glover in einem Traum zwei Tage nach einem Casinobrand am Genfer See eingefallen sein, heißt es, und alleine schon deshalb ist es zu einem gewissen Teil einfach sein Song, der denn auch gebührend zelebriert und vom Publikum gefeiert wird. Das ist ohnehin völlig begeistert von diesem Ausnahme-Zirkus, in dem eine Meisterleistung auf die nächste folgt. Besser geht’s einfach nicht.

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