Toys2Masters: Musikalischer Steppenbrand

Sie waren die Favoriten und sie haben sich durchgesetzt: Beim Finale von Nordrhein-Westfalens größtem und wichtigstem Nachwuchsband-Wettbewerb Toys2Masters hat die Dürener Band Wildfire, die bereits die Vorrunden eindeutig für sich entscheiden konnte, mit einer unglaublich starken Performance den Sieg eingefahren. Publikum und Fachjury waren sich einig, dass das Quartett um den gerade einmal 18-jährigen Gitarristen und Sänger Fabian Kuhn das Brückenforum gerockt haben wie keine andere. „Genau deswegen unterstützte ich Toys2Masters seit Jahren“, freute sich Jurymitglied Dieter Roesberg, Chefredakteur des Magazins Gitarre & Bass. „Ich finde es einfach klasse, junge Künstler zu erleben, die wissen was sie tun und dabei einfach nur Spaß haben.“

Dabei war die Konkurrenz auch nicht zu verachten. Schon Gin Red legten mit ihrem Funk-Soul-Pop die Messlatte hoch an, später setzte die Alternative-Metal-Formation Avalanche Effect noch einen drauf. „Wir wollen zeigen, wie ambivalent und vielschichtig Metal sein kann“, betonte Frontmann Benedikt Weißkopf im Vorfeld. Das funktionierte. Die Jungs aus Münster kamen hervorragend an und sicherten sich letztlich den zweiten Platz. „Vollends geil“, kommentierte denn auch deren Fan Jan, der die Band zu allen Auftritten bei Toys2Masters begleitet hatte.

Derartige Unterstützer hatte zum Glück jeder Künstler. Für den Singer-Songwriter Vinku, der mit exzellenter Loop-Station-Arbeit bis ins Finale gekommen war, dort aber mit seiner überaus von sich eingenommenen Attitüde vor allem an der Jury scheiterte, hatte sich Alexa im Publikum extra einen eigenen Tanz ausgedacht. Andere setzten auf das lautstarke Intonieren des Bandnamens (Take One) oder Schilder mit elaborierten Schriftzügen (Ramble). Mit diesen Fans im Rücken konnten die sechs Finalisten genüsslich Gas geben. Doch gleichzeitig war ihnen klar, dass sie an anderer Stelle Überzeugungsarbeit leisten mussten: Bei jenem Teil des Publikums, das nicht schon von vornherein auf ihrer Seite war, und natürlich bei der Jury, deren Votum zur Hälfte in das Gesamtergebnis einfloss. Und die war überaus kritisch. „Meiner Meinung nach sind in den vergangenen zwei bis drei Jahren zwar immer wieder tolle Bands ins Finale gekommen, aber auch Formationen, bei denen ich die Euphorie der Menge einfach nicht verstehe“, gestand Kunst-Rasen-Macher Ernst Ludwig Hartz. „Mein Augenmerk gilt einzig und allein der Qualität der Musik. Die muss stimmen, alles andere ist zweitrangig.“

Zumindest bei Wildfire stand die außer Frage. Das Potenzial der Formation ist immens, wie sie auch schon beim Streamingdienst Spotify bewiesen haben: Dort knackte einer ihrer Songs bereits die 100.000er Marke. Ein weiterer Titel, „Answer“, sicherte der siegreichen Band den Titel „Master of Songs“, und auch der „Master of Drums“ stammte aus ihren Reihen. Die Bonn-Siegburger Formation Gin Red, die sich letztlich den dritten Platz sichern konnte, stellt den „Master of Bass“, die im Halbfinale ausgeschiedene Metalcore-Band Deluminate den „Master of Guitar“ und den „Master of Performance“. Jetzt liegt es an den Musikern, wie sie mit diesen Auszeichnungen umgehen. Viele Gewinner der vergangenen Jahre treten leider auf der Stelle oder haben sich gar aufgelöst, andererseits hat das Trio Til, das 2015 in Bonn gewann, inzwischen einen Vertrag bei Universal. Insofern kann der Toys2Masters-Wettbewerb, der 2019 seinen 25. Geburtstag feiern kann, durchaus ein Sprungbrett sein. Man muss es nur nutzen.


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