Giovanni Costello: Charmanter Cantautore

Casting-Shows können für aufstrebende Musiker ein Segen sein. Oder ein Fluch. Schließlich ist der Mainstream nicht für jedermann geeignet, und wer dann im „The Voice of Germany“-Team von Xavier Naidoo eine Schmonzette mit dem Titel „Du bist da für mich“ singt, mag schnell als Schlager- und Schnulzensänger abgestempelt werden. Doch ein Künstler wie Giovanni Costello, der jetzt in der Harmonie sein Bonn-Debüt gefeiert hat und auf eine derartige Vergangenheit zurückblicken kann, hat sehr viel mehr zu bieten. Denn eigentlich ist der charmante 52-Jährige nicht nur ein begnadeter Cantautore mit einer herrlich weichen, warmen Stimme, sondern auch ein verdammt guter Jazz-Pianist. Diese Talente präsentierte Costello nun mit Verve und so manchem Augenzwinkern und bereitete dem Publikum damit einen fantastischen Abend.

Dass Costellos Gesang etwas Besonderes ist, hat ganz Deutschland schon 2011 erleben können, als der Italiener bei The Voice teilnahm. Dabei hatte er in seiner Heimat zuvor schon so einiges erreicht, hatte mit dem Symphonischen Orchester des Konservatoriums in Perugia und der Accademia Chigiana in Siena konzertiert und Auftritte beim Sanremo-Festival und beim Umbria Jazz-Festival absolviert. Jetzt sollte auch die Bundesrepublik ihn kennenlernen. Und zumindest als Türöffner hat sich die Casting-Show bewährt. Seitdem spielte er unter anderem mit der SWR Big Band, Götz Alsmann und Pe Werner, deren Hit „Kribbeln im Bauch“ er in seine Muttersprache übersetzt hat und mit großem Gefühl präsentiert. Klasse. Costellos Bariton passt hervorragend dazu, ist wie ein guter Rotwein, voll, weich und süffig, prädestiniert für starke Balladen, seien sie aus fremder Hand oder der eigenen Feder. Herausragend etwa die Übersetzung von Udo Jürgens' „Illusionen“ („Se non avessi te“) oder Paolo Contes „It's wonderful“; aber auch das locker-leichte „Der Apfel“, das Costello vor einigen Jahren zusammen mit seinem Sohn geschrieben hat, bereitet Freude.

Und dann sind da noch die fetzigen Swing-Nummern, die Costello scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt, unterstützt von einer souveränen Band. Ron van Stratum am Schlagzeug gibt zuverlässig den Groove vor, Gitarrist Martin Schulte verziert die Songs gelegentlich mit feinen Soli, und Bassist Nico Brandenburg zaubert ohnehin. Costello jagt derweil über die Tasten und setzt auch hier Akzente, mitunter ironisch (etwa bei den „Hummelflug“-Anleihen bei „Azurro“), aber nie übertrieben. Kurzum, Costello überzeugt auf ganzer Linie. Ganz ohne Naidoo-Produktionen. Immerhin gibt es aber noch jene Version von „What A Wonderful World“, mit der er damals während „The Voice of Germany“ zu punkten verstand. Ein würdiger Abschluss eines tollen Konzerts, das hoffentlich bald wiederholt wird.

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