Es ist jetzt schon einige Jahre her, dass Ana Popovic zuletzt in der Harmonie zu Gast war. Einst hat sie hier angefangen, sich ihre Fan-Basis aufzubauen, hat etwa mit der Blues Caravan 2005 gespielt und schon damals bewiesen, dass sie eine wirklich herausragende Gitarristin und eine starke Sängerin ist, die bereits auf dem Weg nach oben war. Dort ist sie längst angekommen, hat schon mit Walter Trout, Buddy Guy, Solomon Burke und Udo Lindenberg gespielt und die einzige weibliche Vertreterin ihrer Kunst bei der „Experience Hendrix“-Tour in den USA, an der unter anderem auch Joe Satriani, Megadeth-Gründer Dave Mustaine, Taj Mahal und Jonny Lang teilnehmen. Jetzt ist die gebürtige Serbin nach Bonn zurückgekehrt und erweist sich als gereifter und vielseitiger denn je.
Ana Popovics Facettenreichtum ist wirklich erstaunlich: Zu den Bluesrock-Nummern, die sie ohnehin mit einem hervorragenden Gespür für Timing und Akzente aus dem Ärmel zu schütteln versteht,
gesellt sich dank den beiden Teufels-Bläsern Davide Ghidoni (Trompete) und Claudio Giovagnoli (Saxofon) sowie dem Groove-Monster Buthel Burns am Bass eine fantastische Funk-Attitüde, die dem
kraftvollen Gesang der 42-Jährigen zusätzlichen Schub verleiht und die sie selbst in einem entsprechenden Song in Worte kleidet. Dann wieder ertappt man Popovic bei kleineren Ungenauigkeiten:
„Can't stand the Heat“ singt sie und erzeugt dabei doch selbst genau jenes Feuer, nach dem sich echte Bluesrock-Fans sehnen, diese lodernden Flammen, die direkt ins Herz gehen und Lust auf mehr
machen. Ein Wunsch, den die Blues-Lady nur zu gerne erfüllt.
Wer nun aber glaubt, dass mit deftigem Rock und herzhaftem Funk schon alles gesagt sei, der irrt: Ana Popovic kann mehr. Viel mehr. Als Slide-Gitarristin brennt sie die Hütte ab, als
Balladen-Sängerin sorgt sie für wohlige Wärme, und bei „Woman to Love“ mäandert sie sogar in Richtung Lounge-Musik. Dabei sind die einzelnen Stücke stets stringent, sind erfüllt mit Soli, die
aber erfreulicherweise nicht ausufern, und mit einem exzellenten Band-Spiel, das nicht zuletzt durch Keyboarder Michele Papadia und den ausdrucksstarken Drummer Cedric Goodman zusammengehalten
wird.
Knapp zwei Stunden lassen es Ana Popovic und ihre Mannen krachen, sehr zur Freude der zahlreichen Fans, die in der ausverkauften Harmonie voll auf ihre Kosten kommen. Und für den ein oder anderen ist dies nur der Auftakt: Veranstalter Manuel Banha hat das Konzert mit Ana Popovic bewusst als Auftakt für eine ganze Reihe von Konzerten gestaltet, die unter dem Titel „Blues for Lovers“ noch weitere hochkarätige Künstler nach Bonn locken wird. Im Januar wird die holländische Formation Sven Hammond (22.1.2019) kochend heißen Soul vergießen, im Februar steht dann der unter Kennern hochgeschätzte Kai Strauss (23.2.2019) auf der Bühne, und im Mai schließen The Blues Giants mit Albert Castiglia und Sugarray Rayford das Format ab (24.5.2019).
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