Eckart von Hirschhausen: Liebe, Tod und Medizin

Endlich ist das Leben, und endlich sagt es uns mal einer. Eckart von Hirschhausen, Deutschlands bekanntester Mediziner, Bestseller-Autor und selbst ernannter Humor-Experte, ist sich der eingeschränkten Zeit auf dem Planeten Erde nur allzu gut bewusst, ist er doch im vergangenen Jahr 50 geworden und somit in jenem ominösen Alter, in dem die Zündschnüre der Zellen mit erhöhter Geschwindigkeit abbrennen. Im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ hat er nun sein Publikum für ein gesünderes Leben zu sensibilisieren versucht, Loblieder auf die Musik gesungen und natürlich die positive Kraft des Lachens betont. Was schon irgendwie hinreichend bekannt und mitunter ziemlich platt wirkte. Aber auch Raum für einige starke Pointen bot.

Das Altern an sich sei, so führte Hirschhausen aus, ein evolutionäres Selbstmordprogramm, um der Umwelt nicht länger zur Last zu fallen als nötig. Auf die biologische Programmierung „Vermehr dich“ folgt nach Ablauf der Zeugungsfähigkeit das finale „Verzieh dich“, das jede Spezies in einem angemessenen Zeitraum umsetzt, mit Ausnahme von Schildkröten und Menschen. Um diese Diskrepanz noch zu steigern, hat Hirschhausen diverse Tipps parat: Nicht rauchen, viel bewegen, viel Gemüse essen, erwachsen werden und Kind bleiben. Stress wäre auch schlecht, Sonnencreme dagegen gut, und Glückseligkeit ohnehin das Beste. „Wer sich auf das Alter freut, bekommt statistisch gesehen seltener Alzheimer als jemand, der Angst hat“, behauptete Hirschhausen und nahm dies zum Anlass, sich in der Musik zu versuchen, die ein ungeborenes Kind schon ab der 17. Woche prägen könne. Zusammen mit seinem Pianisten Christoph Reuter, der zwischen Klassik und Schlager hin und her pendelte, lud er das Publikum zu einem kollektiven „Oh When the Saints“ und „Thank You For The Music“ ein, bevor er sich eigens komponierten Hymnen auf Schnecken und Schokolade zuwandte. Warum auch immer. Wahrscheinlich einfach, weil Hirschhausen Lust darauf hatte.

Ohnehin stellt Hirschhausen sich gerne in den Mittelpunkt. Eine gewisse Selbstverliebtheit kann man ihm eben nicht absprechen, wenn er in einem Video fragen lässt, was die Menschen denn von ihm halten, um sich dann beim Selfie-Posieren mit seinen Fans filmen zu lassen. Andererseits kann man sein soziales Engagement nicht hoch genug schätzen. Seine Stiftung „Humor hilft Heilen“, auf deren Aktionen er immer wieder verweist, ist ohne Zweifel unterstützenswert, ebenso wie das von ihm zusammen mit dem Beethovenhaus angestoßene Projekt „Starke Kinderstimmen“, bei dem ganze Grundschulklassen zusätzlichen Zugang zu Musik erhalten sollen, um dann irgendwann gemeinsam aufzutreten. 21 Grund- und Förderschulen sind wohl schon mit dabei, und es könnten noch mehr werden.

So reihte sich ein Werbeblock an den nächsten, zumal Hirschhausen natürlich auch nachdrücklich auf sein neues Buch und mehrere Witze-CDs hinwies. Dazwischen populärpsychologische Gedanken zum Tod, den Hirschhausen in Anlehnung an Michael Ende als Scheinriesen deklariert, die ein oder andere Betrachtung essentieller menschlicher Rituale („bei der Hochzeit wird ein Brautstrauß geworfen, um herauszufinden, wen es als nächstes trifft – warum macht man das nicht auch bei einer Bestattung?“) sowie Übungen zur Steigerung des Wohlbefindens. Im Falle von „Doktor Spaß“ also Beckenbodengymnastik, die das Publikum in der Bonner Oper begeistert mitmachte. Schadet ja nicht, hilft vielleicht sogar. Und auch wenn der Abend letztlich nicht mit übermäßigem Tiefgang punkten konnte, rief er doch mit entspannter, lockerer Unterhaltung bei vielen Menschen Gelächter hervor. Was manchen ja schon reichen mag.

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