Simon Stäblein: Outing dank Mama

Das Leben ist nicht fair? Pech gehabt. „Heul doch“, ruft Simon Stäblein seinem Publikum im Haus der Springmaus entgegen. Jammer halt rum – oder mach ein Comedy-Programm aus all den kleinen Missgeschicken und Niederlagen, die den Alltag so definieren. Manches kann so einfach sein. Stäblein hat es schließlich auch geschafft. Und der smarte 30-Jährige, dem vor gerade einmal zwei Jahren den Sprung ins Fernsehen gelang und der inzwischen zum Moderator der Standup-Comedy-Sendung „Nightwash“ aufgestiegen ist, kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Ein „krasser Tollpatsch“ sei er, dazu oftmals zu vertrauensselig. Oh, und schwul, ergo oft Vorurteilen ausgesetzt. Eine Mischung, die zu einigen überaus peinlichen Szenen führen könnte, mit ebenso bemühten wie flachen Pointen. Doch Stäblein kann es besser. Zumindest manchmal.

Dabei sieht es zu Beginn seines Bonner Solo-Auftritts so aus, als würde Stäblein einfach nur alle Klischees bedienen. Genitalquetschungen beim Fallschirmsprung, Foto-Wünsche unter der Dusche im Fitness-Studio und Verwunderung über die Handy-Sucht der Jugend von heute sind eben nur bedingt unterhaltsam, und innovativ schon mal gar nicht. Aus diesem Standard-Baukasten für Nachwuchs-Comedians bedient Stäblein sich gerne, macht zudem auf jung und hip und dennoch erfahren. „Ich versteh schon den Struggle“ sagt er, auch er habe schon eine „Quarter-Life-Crisis“ gehabt. Na großartig. Doch dann legt Stäblein nach und zeigt, dass hinter dem Augenscheinlichen auch einige gesellschaftskritische Themen lauern. Oft sind es kleine Einsprengsel, die Tiefgang vermitteln, Verweise auf die „First-World-Problems“ des Westens, dessen Kinder schon verzweifeln, wenn die leere Magnum-Champagner-Flasche nicht durch die Öffnung des Altglas-Containers passt, und die sich mit veganen Grünkohl-Smoothies in Form halten, selbst wenn diese dank einer intellektuell eingeschränkten Assistentin nach Hausfrauen-Art gemacht sind, also mit Zwiebeln, Speck und Knoblauch. Eine herrlich schräge Geschichte, die Stäblein mit einem guten Gespür für Timing auf den Punkt bringt. Gleiches gilt für sein Outing, das ihm seine Mutter einst aufzwang, weil sie sein Tagebuch gelesen hatte und darüber mit jemandem reden musste. Beziehungsweise mit der gesamten Verwandtschaft. Autsch. Es sind diese Passagen, die Stäbleins Programm aus der Masse hervorheben. Heulen ist da nicht nötig. Lachen schon.

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