Ralph Ruthe: Kleine Katastrophen als Inspiration

Ralph Ruthe liebt Katastrophen. Also zumindest kleine. Solche, die man absurd überhöhen oder zumindest dergestalt konstruieren kann, so dass sie zugleich lustig und bitterböse wirken. „Shit happens“, sagt Ruthe dann, lacht – und zeichnet. Seit nunmehr 20 Jahren erschafft er auf diese Weise Ein-Bild-Witze, kurze Comic-Strips und selbst produzierte Cartoons, mit denen der populäre Comic-Autor sich schon eine beachtliche Fan-Gemeinde aufgebaut hat. Nun war Ruthe im Pantheon zu Gast und gab dem Publikum einen Einblick in sein Schaffen, plauderte aus dem Nähkästchen und präsentierte visuelle Pointen am laufenden Band, inspiriert von alltäglichen Missgeschicken, die allerdings nicht nur Menschen widerfahren können. Sondern auch Geiern, Hunden, Bibern, Bäumen oder Fischen.

Drei bis sechs Sekunden: In dieser Zeitspanne muss ein durchschnittlicher Ruthe-Comic wirken. Schnell, im Vorbeigehen und damit genau richtig für den eiligen Zeitungsleser oder den Passanten in der U-Bahn, in der die Zeichnungen und Clips des Bielefelders gerne gezeigt werden. „Ein Bild ist der direkteste und schnellste Weg, um eine Pointe zu transportieren“, erklärte der 46-Jährige in Bonn. Und zwar ohne Worte. Eine Kissenschlacht unter Fakiren, mehr braucht es nicht für johlendes Gelächter. Und wenn schon Worte, dann möglichst wenige, zumindest auf dem Papier. Das hat Ruthe schon bei seiner Zeit beim MAD-Magazin gelernt, in der er auf einige seiner erfolgreichsten Konzepte stieß, darunter die Serie „Flossen“ mit den beiden Fischen Sting und Barry sowie die Werbe-Parodien.

Natürlich belässt es Ruthe nicht nur bei Zeichnungen. Schon seit Jahren animiert er seine Comics mit Hilfe eines Kollegen, übersetzt die „Filme im Kopf“ in die Wirklichkeit. Mitunter zieht er diese aber unnötig in die Länge, schneidet etwa eine Rückblende an die nächste und kommt doch nicht zum Punkt. Dem Publikum ist dies jedoch egal, es bejubelt jeden neuen Clip, ob er sich nun mit dem Mikrokosmos des Aquariums befasst oder mit einem skurrilen Casting für Werbefiguren, die nach neuen Perspektiven suchen. Selbst die ein oder andere Gesangseinlage Ruthes wird ausgiebig gefeiert, obwohl dieser selbst gesteht, dass er diese Kunst nur unzureichend beherrscht. Stimmt. Als Comic-Autor ist er aber weiterhin – nicht zuletzt dank eines Crack-süchtigen Affens und eines Pakts mit dem Teufel – ein Meister des Minimierens, der mit einem Bild einen ganze Geschichte zu erzählen vermag. Und das muss ihm erst mal einer nachmachen.

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