Im ersten Moment wähnt man sich im falschen Film: Da steht Manou Gallo, die jahrelang für Zap Mama in die Saiten gehauen hat, ganz ohne Instrument auf der Bühne der Harmonie und macht das, was inzwischen zum Standard-Repertoire eines jeden Singer-Songwriters gehört. Also eine Loop-Station bespielen. Gut, auch darauf versteht sich die Frau von der Elfenbeinküste hervorragend, zischt und schnattert und klackt und groovt – aber eigentlich ist die Herrin des Afro-Funks doch für ihr druckvolles Bass-Spiel bekannt, für herrlich rockende Beats und aufregende Melodien. Doch jegliche Sorge ist unbegründet. Die Saiten werden schon noch in ausreichendem Maße geschlagen. Und die Party kann beginnen.
Manou Gallo ist schon eine Klasse für sich. Ihr virtuoses Spiel, das zuletzt vom ehemaligen James-Brown-Bassisten Bootsy Collins gefördert wurde, ist ebenso druckvoll wie melodisch, kann ebenso
in Slap-Bass-Einlagen mit der Energie eines TM Stevens münden wie in warmen balladesken Phrasen. Vielseitig ist sie, unterstützt von einer Band, die sich im Rock ebenso wohlzufühlen scheint wie
in der Weltmusik. Oder in den Reichen der Electronica, zumindest was Keyboarder David Thomaere angeht, der mit Vorliebe mal an den Reglern dreht. Gitarrist Yannick Werthe bleibt derweil eher
unauffällig, im Gegensatz zu Drummer Boris Tchango, der sich als echtes Tier hinter den Toms erweist, gerade im Funk die Band vor sich hertreibt und der primäre Anspielpartner für Manou Gallo
ist.
Die wiederum gedenkt immer wieder ihrer afrikanischen Wurzeln, nimmt traditionelle Tänze oder Gesänge als Grundlage ihrer Stücke und bezieht dabei auch immer wieder das Publikum mit ein. Das hat
mitunter ganz schön Mühe, die Zungenbrecher mitzusingen, bemüht sich aber redlich und kommt zumindest bei der ein oder anderen französischen Zeile in Fahrt. Ansonsten wird vor allem getanzt, wird
dem Rhythmus gehuldigt, der direkt in die Beine fährt und den Gallo wie eine Schamanin zu beschwören weiß. Zwar fehlt mitunter ein wenig die Wucht ihres Groove Orchestras samt dazugehöriger
Bläser-Sektion, aber in der Regel versteht die 46-Jährige es meisterhaft, diese Lücke zu schließen. Das Publikum, leider wie so oft an einem Montag eher überschaubar, ist denn auch zu Recht
begeistert und erlebt neunzig intensive Minuten einer Bass-Spielerin, die von den Besten gelernt hat und nicht ohne Grund als einzige Frau unter den Top 10 der afrikanischen Bassisten rangiert.
Wer nicht da war, hat ohne Zweifel etwas verpasst. Ein Fehler, den man am kommenden Montag nicht wiederholen sollte: Dann folgt mit Singer-Songwriterin Mariama eine weitere starke Frau vom
schwarzen Kontinent, die zwischen Soul, Pop und Reggae wandert und für berührende Konzerte sorgt.
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