Nana Mouskouri: Mehr als nur weiße Rosen

„Weiße Rosen aus Athen“: Kein anderer Titel dürfte in Deutschland enger mit Nana Mouskouri verknüpft sein als dieser. Ein Schlager, schmalzig und in die Ferne blickend, paradigmatisch für die frühen 60er Jahre. Doch die griechische Sängerin hat in ihrer mehr als 60-jährigen Karriere mehr zu bieten gehabt als diese Nummer. Viel mehr. Sie hat mit Michel Legrand und Quioncy Jones gesungen, mit Harry Belafonte und mit Charles Aznavour, mit Leonard Cohen und mit Bob Dylan. Folk, Jazz und Chanson, alles kein Problem für die Grande Dame von Kreta, die nach Angaben des Weltverbands der Phonoindustrie im Jahr 2015 mit 300 Millionen verkauften Tonträgern nach Madonna die erfolgreichste Sängerin auf dem Erdball war. Jetzt ist Nana Mouskouri noch einmal für ein Konzert in die Philharmonie Köln gekommen – und hat allen gezeigt, was noch in ihr steckt.

Zugegeben, die Zeit geht auch an Legenden nicht spurlos vorüber. Die Stimme ist längst nicht mehr so flexibel wie früher, wirkt gerade in den Höhen mitunter ein wenig brüchig und gerät bei manchen komplexere Tonfolgen an ihre Grenzen. Und dennoch kann man sich vor Nana Mouskouri nur demütig verneigen. Da steht sie auf der Bühne, mit 84 Jahren noch immer eine stolze Diva mit einer bemerkenswerten Ausstrahlung, und steigert sich zwei Stunden lang von Lied zu Lied, bis sie fast wieder an ihre alte Form anknüpfen kann. Die anfänglichen Schwächen, die etwa bei „To paidi me to tambourlo“ durchscheinen, werden irgendwann in den Hintergrund gedrängt, während Nana Mouskouri all jene Lieder anstimmt, die für sie eine besondere Bedeutung haben. „Die Musik war für mich alles, bot mir Frieden und Liebe und Freude“, sagt sie. Durch sie hat die charmante Sängerin viele Freunde gewonnen, von denen viel zu viele inzwischen schon diese Welt verlassen haben und die selbiger fehlen. Auch für sie singt Nana Mouskouri, für Dylan und Aznavour und Cohen, dessen „Halleluja“ in der Philharmonie zu einem Chor-Erlebnis wird. Klasse, ebenso wie „If You Love Me“ und das fantastische „Le Ciel Est Noir“, bei dem alles stimmt. Oder zumindest fast alles.

Tatsächlich ist es nicht Nana Mouskouri, die an diesem Abend enttäuscht – wohl aber ihre Band. Das Quartett im Hintergrund kann nur selten die nötige Spannung aufbauen, was angesichts eines wackeligen Keyboards und eines Drum-Computers auch nicht weiter verwundert. Volumen erzeugen die Musiker so nicht, bleiben oftmals dünn und leider auch unpräzise. Insbesondere das Schlagzeug lässt mitunter jene so dringend benötigten Impulse nach vorne vermissen, hinkt Nana Mouskouri hinterher und ist letztlich nicht auf dem Niveau, das man angesichts einer Künstlerin von Weltruhm erwarten würde.

Das Publikum lässt sich davon allerdings nicht irritieren. Viele Besucher geben sich der Nostalgie hin, wollen ihrem Idol noch einmal nahe sein und mit ihr in Erinnerungen schwelgen. Letzteres ist kein Problem, erzählt Nana Mouskouri doch nur allzu gerne aus ihrer Geschichte, gedenkt ihrem Vater, der als Filmvorführer seinen Kindern so manche Hollywood-Komposition nahebrachte, ihrem Vorbild Elvis Presley oder auch ihrem Förderer Alfred Biolek, dem sie Amy Winehouses „Love Is A Losing Game“ widmet. Ein Lied folgt auf das nächste, auf deutsch, englisch, französisch, griechisch, ein Dauerfeuer mit großen Hits, das von der Menge immer wieder mit stehenden Ovationen gefeiert wird. Zu Recht. Weniger hat Nan Mouskouri einfach nicht verdient.

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