Lars Redlich: Siri gibt den Ton an

Siri hat schon den richtigen Riecher. „Das Niveau ist deutlich gesunken und geht immer weiter nach unten“, mahnt die Computerstimme aus dem Handy von Lars Redlich irgendwann. Doch der Musik-Comedian reagiert nicht. Leider. Im Pantheon versucht sich der Musik-Comedian und ausgebildete Musical-Darsteller stattdessen vor allem in der ersten Hälfte seines aktuellen Programms „Ein bisschen Lars muss sein“ im Niveau-Limbo, singt über die Arschbomben von Rainer Calmund im Freibad und die Anabolika-geschädigten Testikel eines befreundeten Kraftsportlers, jodelt die „Phantom der Oper“-Arie über das verschwundene Kondom vom Opa und bringt damit nicht nur sein intelligentes Mobiltelefon gegen sich auf. Was natürlich zum Teil genau so geplant ist. Und trotzdem nicht funktioniert.

Natürlich kokettiert Redlich mit den Niederungen der Comedy-Szene, spielt ganz bewusst mit dem Abstieg in die unnötig sexualisierten Klischees, die sich am Ballermann ebenso finden wie auf leider viel zu vielen deutschen Bühnen. In seinen besten Momenten kann der 37-Jährige sie sogar umdrehen, etwa wenn er als Musikwissenschaftler verkleidet Mickie Krauses „Zehn nackte Friseusen“ einer genauen Textanalyse unterzieht und dabei sowohl biblische als auch feministische Aspekte offenlegt. Das ist herrlich skurril – und doch greift Redlich mit seiner exzellent ausgebildeten Stimme selbst immer wieder zu genau jenen Schlager-Elementen, die er bei der Beschäftigung mit Krause so rigoros karikiert.

Dabei bemüht sich Redlich durchaus um einen roten Faden. Und der heißt Siri. Die iPhone-Stimme mischt sich immer wieder ins Programm ein, gibt Anweisungen und übernimmt zunehmend die Kontrolle über das Leben und die Kunst des Comedians. Mal lässt sie ihn tanzen, dann wieder entfremdet sie ihn von seinen Freunden oder stellt ihn auf der Bühne bloß. Ein großartiger Ansatz, der aber nur bedingt von den Inhalten getragen wird. Spannungsbögen und Dramaturgie sitzen nicht, ebenso wenig wie der Humor, der immer wieder zu flach und zu banal erscheint und dabei den dringend benötigten versteckten Tiefgang vermissen lässt. Der Plan ist klar, nur an der Umsetzung hapert es noch. Vielleicht sollte Lars Redlich doch ein bisschen öfter mal auf Siri hören. Wäre besser für die Gesundheit. Und auch für das Programm.

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