Val McDermid: Die Waffe einer Krimi-Meisterin

Bitte weiter morden! „Keep on killing, Val!“ Dieser Aufforderung, die Verleger Winrich Carl-Wilhelm Clasen bei der Verleihung des Rheinbacher Glasdolches an die schottische Bestseller-Autorin Val McDermid richtete und die Millionen Leser weltweit unterstützen dürften, kommt die Grande Dame der Krimi-Literatur nur allzu gerne nach. Über 30 Romane hat die 63-Jährige im Verlauf ihrer Karriere geschrieben, jedes Jahr kommt ein weiterer hinzu, dezidiert recherchiert und mit geschliffenem Stil in Szene gesetzt. Für ihre Verdienste um die Welt des fiktiven Verbrechens ist sie nun im Rahmen der Rheinbacher Krimiwoche in der Aula des Sankt-Joseph-Gymnasiums mit einem passenden Mordwerkzeug ausgezeichnet worden – und nahm die Trophäe nach einer anregenden Mischung aus Lesung und Gespräch freudig in Empfang.

Es ist nicht der erste Dolch in der Sammlung von Val McDermid. Für den ersten Band ihrer Serie um das Ermittlerduo Carol Jordan und Tony Hill erhielt sie den Gold Dagger Award der britischen Krimikritiker, 2010 folgte der Diamond Dagger der Crime Writers' Association für ihr Lebenswerk. Und doch ist die Rheinbacher Auszeichnung, die erst zum zweiten Mal überhaupt verliehen und von Dozenten der Rheinbacher Glasfachschule geschaffen wurde, für die Autorin etwas ganz Besonderes. „Erst als meine Romane ins Deutsche übersetzt wurden, hatte ich es geschafft“, gestand sie am vergangenen Mittwoch. „Dank Ihnen kann ich mir jeden Morgen Butter aufs Brot schmieren.“ Und ihre Leserschaft sich dafür an den Ermittlungen ihrer Detektivinnen, Inspektorinnen und Journalistinnen erfreuen. Auch dafür ist Val McDermid schließlich bekannt: Für ihre starken Frauenfiguren, viele von ihnen offen lesbisch lebend, tough, resolut, aber auch immer liebevoll gezeichnet.

Zwei von ihnen, Karen Pirie und eben Carol Jordan, machen am Mittwoch ihre Aufwartung. Val McDermid erweckt sie zum Leben, mit ihrer rauchigen Stimme und ihrer eleganten Diktion, die zumindest bei „Out of Bounds“ mitunter ein wenig an die traumhafte Prosa von Dylan Thomas erinnert – die Übersetzung, die Gisbert Haefs im Anschluss vorliest, kann dieser Sprache leider nicht gerecht werden. Haefs ist es auch, der Val McDermid immer wieder in Gespräche verwickelt, nach ihren Recherchemethoden und ihren Erfahrungen mit der Polizei fragt. Dabei kann er mit ihr auf Augenhöhe diskutieren, hat er doch nicht nur selbst diverse Kriminalromane geschrieben, sondern unter anderem auch Arthur Conan Doyle und Gilbert Keith Chesterton ins Deutsche übertragen (ebenso wie die gesammelten Songs von Bob Dylan sowie die Werke von Rudyard Kipling und Ambrose Bierce, allesamt herausragende Stilistiker).

Dank der versierten Moderation und einer hervorragend aufgelegten Autorin vereinigten sich Lesung, Gespräch und Preisverleihung letztlich zu einem wunderbaren, kurzweiligen Abend. Val McDermid erwies sich dabei als überaus offen, war vor, während und nach der Veranstaltung immer für das Publikum ansprechbar und plauderte gerne mit ihren Rheinbacher Fans, die ihr den Glasdolch von ganzem Herzen gönnten. Die Bitte von Verleger Clasen, der zusammen mit dem Rheinbacher Buchhändler Christoph Ahrweiler von der Buchhandlung Kayser die Auszeichnung ins Leben gerufen hatte, wäre somit kaum nötig gewesen: „Val, keep on killing – but don't use this dagger.“

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