Friedenssong-Wettbewerb: Rettungsaufruf für Kinderseelen

Es gibt sie noch, die Liedermacher mit Herz und Verstand, die nicht nur die Massen bespaßen wollen und von Feuerwerk, Sonnenschein und Herzschmerz singen, sondern die eine tiefergehende Botschaft haben. Sänger, die sich gegen Krieg und Gewalt positionieren und in die Fußstapfen von Wolf biermann, Franz Josef Degenhardt oder Konstantin Wecker treten, um mit ihrer Stimme ein Zeichen zu setzen, zu warnen und aufzurütteln. Beim nunmehr dritten Deutschen Friedenssong-Wettbewerb, den die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Bonn-Rhein-Sieg alle drei Jahre in der Harmonie ausrichtet, sind nun acht Bands und Solo-Künstler ausgezeichnet worden, die mit ihren Beiträgen die Welt ein bisschen besser machen wollen. Mit Liedern, die es wert sind, gehört zu werden.

Eine Fachjury, zu der unter anderem Musikredakteur Falk Ch. Burhenne, „Folker“-Herausgeber Mike Kamp und Sängerin Anne Haigis gehören, hatte insgesamt 97 Einreichungen bewertet und die besten Titel ausgewählt. Dabei spielte die Stilrichtung nur eine untergeordnete Rolle: Schon die erste Band, das Hip-Hop-Kollektiv Wiesel Intifada, ist musikalisch weit entfernt von dem, was einst bei den Liedermacher-Festivals auf Burg Waldeck zu hören war. Doch die Texte, die sich etwa mit dem Syrien-Krieg befassten, passten umso mehr. An der Performance und am Flow könnte das Quartett dabei durchaus noch arbeiten, vor allem um ihrem eigenen Image gerecht zu werden – gleiches galt für die Band Timedrops, die leider nicht den versprochenen „waghalsigen Genre-Mix“ darbot, sondern lediglich unterschiedlich gefärbten, netten Pop. Da geht noch mehr, ebenso wie bei dem charmanten Duo Freiminute.

Je später der Abend, desto stärker die Gäste. Krysztof Daletski setzte zusammen mit seiner Tochter Fidelia ein Zeichen, indem er sich überaus informiert zeigte und sich mit seinem eleganten, klaren Spiel eindeutig als Degenhardt-Jünger zu erkennen gab. Marco Buono überzeugte derweil mit intensiven Geschichten, die sich eher an der englischen denn an der deutschen Liedermacher-Szene orientierten, nicht so belehrend wirkten und daher auch das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen animierten, ähnlich wie auch Nils Wandrey, der allerdings dann doch, trotz einiger guter Einfälle, etwas zu schlicht blieb. Und Kristina Jakobs, die sich eher in Richtung von Reinhard Mey zu orientieren schien, bewegte das Publikum vor allem mit einem Lied über ihren Großvater, der im Zweiten Weltkrieg fiel. Doch es war ein Lied über ihre Mutter, das letztlich den Wettbewerb für sich entschied – wohlgemerkt nicht von Jakobs selbst gesungen, sondern von einer Jugendband, die sich bei einem Workshop mit der Sonnenberger Musiklehrerin gründete und unter dem Namen Heiwa (japanisch für Frieden) besagte Geschichte vertonte. Zugleich legten Heiwa den Fokus auf die Kinder, die unter einem Krieg noch mehr leiden als alle anderen. Sowohl Jury als auch Publikum waren von dieser ehrlichen, souveränen Darbietung begeistert und erkannten der Band den ersten Preis zu.

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