An diesen beiden Kollegen muss Jochen Rüther einfach verzweifeln: Der bärbeißige Kabarettist versucht mit allen Mitteln, etwas ähnliches wie Ernsthaftigkeit auszustrahlen, will seriös mit den Geschehnissen des aktuellen Jahres abrechnen, will die Konzernhörigkeit der Politik anprangern oder den widersinnigen Kreislauf in der Landwirtschaft beim Anbau von Viehfutter, und dann grätschen ihm zwei Chaoten namens Harald Funke und Thomas Philipzen von scheinbar geringem Verstand permanent rein. Eine Krönungsmesse für Queen Merkel? Saruman als RWE-Chef, der den Hambacher Forst abholzen lässt, und zwar diesmal ohne Einmischung der Ents? Und dann noch der absurde Versuch, Beatrix von Storch begreifen zu wollen? Geht's noch?
„Einmal mit Profis arbeiten“, denkt Rüther sich, seufzt – und mimt weiter die Stimme der Vernunft. Irgendwer muss es ja tun. Denn Storno braucht diesen Konflikt zwischen klarer Gesellschaftskritik und wahnwitzigen Verschwörungstheorien, zwischen Ratio und phantasiegetränkter Ignoranz, wie der Auftritt im Pantheon nun nachhaltig belegt.
Immerhin, mundtot wird in diesem Trio keiner gemacht. Jeder darf sich äußern und mitdiskutieren, der quirlige Philipzen mit seiner exaltierten Emotionalität ebenso wie Funke, der mit seinen abstrusen Einfällen und Vergleichen aus Film und Fernsehen vor allem den bodenständigen Rüther zur Weißglut bringt. Obwohl an manchem etwas dran sein könnte, etwa an der These, dass Horst Seehofer nur ein Frankenstein-Geschöpf Wladimir Putins ist, eine ideologische Tötungsmaschine aus gefledderten Leichenteilen einstiger wahrhaft christlicher Konservativer. Klingt verrückt, aber da nicken sie alle. Auch die Stasi-Barbie, die im ständigen Kontakt mit der Cloud beim kindlichen Wunsch nach einem Pony sofort die Bonität des Vaters prüft, ist so weit gar nicht weg von der Realität. Und die Diesel-Diskriminierung offenbart ein ums andere Mal die perversen Beziehungen zwischen Lobbyisten und Volksvertretern, auch darauf kann man sich einigen. Ist zumindest mal ein Anfang. Und immerhin müssen Philipzen, Funke und Rüther auch harmonieren können, allein schon bei den gelegentlichen musikalischen Einlagen, mit der die Laune auf ein besseres Niveau gehoben werden soll. Was eigentlich nicht nötig wäre. Andererseits liebt Funke es, zu singen und zu tanzen, als ob es kein Morgen gäbe, während sich Philipzen als Multiinstrumentalist entpuppt und zusammen mit Rüther ein solides Fundament bildet, um etwa „Despacito“ oder auch „No No No“ zu persiflieren. Und ein bisschen Spaß muss schließlich sein, bevor es wieder ans Eingemachte geht. Den kann Storno denn auch über gut zwei Stunden garantieren, auf hohem Niveau und mit jeder Menge schräger Einfälle. Klasse.
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