Wenn Emil Brandqvist und sein Trio spielen, klingen Schwedens Wälder mit, das Rauschen des Windes in den Wipfeln und der Gesang der Stare über den angrenzenden Feldern. Nur wenigen Jazz-Formationen gelingt es derzeit, einen lyrisch-poetischen Ton so mühelos zu treffen wie der 37-jährige Schlagzeuger und seine beiden virtuosen Kollegen, die mit ihrem vierten Album „Within A Dream“ einmal mehr unter Beweis stellen, dass man gemeinsam die schönsten Bilder malen kann. Zumindest in der Musik. Im Rahmen des Beethovenfests waren Brandqvist, Pianist Tuomas Turunen und Bassist Max Thornberg nun in der Harmonie zu erleben, wo sie zugleich die Konzert-Saison der Endenicher Kult-Kneipe eröffneten und mit subtilem Spiel ihrer nordischen Heimat Tribut zollten.
Dabei sind es zum einen private Momente, die das Trio mit dem Publikum teilt, zum anderen Erinnerungen an das Naturschutzgebiet Grimsholmen, das einen besonderen Platz in Brandqvists Herz hat.
Gleich zwei Stücke hat er dieser Gegend gewidmet, dazu kommen Kompositionen über Spaziergänge in schwedischen (und finnischen) Wäldern und andere Landschafts-Vertonungen. Dazwischen tummeln sich
Kinderszenen: Der kleine Sohn, der seinen Papa nach dem Gute-Nacht-Kuss zurückhält, bis dieser selbst einschläft; die aufgeregte Horde kleiner Fußballer, die wie ein Schwarm Stare auf dem Rasen
toben; der Stadtausflug mit dem Filius an der Hand. Glücksmomente, die Brandqvist über seinen Pianisten vermitteln lässt, dessen fast schon volksliedhafte Melodiebögen für Verzückung sorgen.
Brandqvist selbst hält sich derweil lieber im Hintergrund, ist omnipräsent, aber nie dominant, streichelt die Toms und die Becken oft nur und setzt doch immer in den wichtigen Momenten Akzente.
Selbst Bassist Thornberg, ebenso wie Brandqvist ein Meister der subtilen Töne, rückt häufiger ins Rampenlicht, wo er mit eleganten Soli zu überzeugen versteht.
Ab und zu bricht das Trio dennoch aus dem romantisch-verklärten Duktus aus, um ein paar anderen Impulsen zu folgen. Das groovende „Back On The Ground“ verweist augenzwinkernd mehrfach auf „With A
Little Help From My Friends“, während das aufstrebende „Soaring“ überaus temporeich gerät. Als wahrhaft ungewöhnlich erweist sich derweil das rhythmisch vertrackte „A Day In Memories“, das
einzige Stück aus der Feder von Turunen – und „Havsanemon“, das am Ende völlig in sich zusammenfällt. Hier testet das Emil Brandqvist Trio seine Grenzen aus, wandert in den Modern Jazz ab und
gewinnt dennoch. Das Publikum zeigt sich begeistert und feiert eine Formation, die zu Höherem berufen ist; ein Trio, dessen Qualität sich nicht allein an Verkaufserfolgen („Within A Dream“
kletterte immerhin auf Platz 3 der Deutschen Jazz-Charts) und Echo-Jazz-Nominierungen messen lässt. Das Emil Brandqvist Trio ist besser als all das. Wer sich davon überzeugen möchte, muss es sich
nur mal anhören.
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