Querulantinnen: Glitzerschnaps und viel Gekicher

Wo sind nur die lustigen, emanzipierten Frauen hin, die den Männern mit spitzer Zunge Kontra geben und in die Fußstapfen von Erika Mann oder Lore Lorentz treten wollen? Ja, es gibt sie, vereinzelt, man muss nur zu Christine Prayon, Anny Hartmann oder Lisa Eckart schauen, und auch Carolin Kebekus reiht sich trotz oder mitunter sogar wegen ihrer brachialen Zoten in die Aufzählung jener ein, die auf deutschen Kleinkunstbühnen für Furore sorgen. Doch ist das schon alles? Mitnichten, behauptet Deutschlandfunk-Moderatorin Daniela Mayer, die in ihrer Reihe „Querulantinnen“ Kabarettistinnen und Comediennes vorstellt und 27 von ihnen in einem gleichnamigen Buch zu Wort kommen lässt. Leider ja, müssen dagegen all jene sagen, die am vergangenen Donnerstag im Pantheon die dazugehörige Veranstaltung besuchten. Denn von den fünf Damen, die sich auf der Bühne präsentierten, war lediglich Dagmar Schönleber auf einem durchgehend hohen Niveau. Die anderen hatten mit Glück ein paar gute Momente – und waren im schlimmsten Fall nicht viel mehr als wandelnde Klischees.

Zu ersteren zählte Moderatorin Eva Eiselt, die sich auf der einen Seite gerne mal selbst über den grünen Klee lobte, auf der anderen aber als deutsche Eiche mit eindeutigen Vorurteilen gegenüber Buchen, Kiefern und anderem Mischwald-Gesocks für ein paar unterhaltsame Minuten sorgte. Im Gespräch mit ihren Gästinnen machte sie allerdings keine gute Figur, wirkte übermäßig gekünstelt und glitt schnell in jene Strickmuster zurück, aus denen sich die Querulantinnen angeblich doch zu befreien versuchten. Doch wie sich herausstellte, war diese Prämisse ohnehin mehr Schein als Sein. Als etwa Nora Böckler von ihrem entbehrungsreichen Leben als waschechte Schwäbin berichtete oder von ihrem Schauspielstudium, das ohnehin nur Ersatzbefriedigung für die missglückte Aufnahmeprüfung zur Prostituierten war, war dies von der Emanzipation in etwa so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Ja, klar, das sollte lustig sein – aber gut gemeint ist eben nicht gleich gut gemacht. Immerhin hatte sie sich gegen Ende warmgespielt und wurde zunehmend stärker, auch wenn ihre Imitation einer schwangeren Esoterikerin so oder so ähnlich von allen möglichen Kabarett-Müttern aufgegriffen worden ist. Die Klasse von Dagmer Schönleber mit ihren herrlich bissig-schnodderigen Kommentaren erreichte Böckler zwar nicht, hob sich aber dennoch wohltuend von den beiden anderen Wannabe-Entertainerinnen ab.

Waren Eiselt und Böckler nur bedingt überzeugend, fielen Christin Henkel und Natalie Harapat vollständig durch. Erstere versuchte sich als Singer-Songwriterin mit durchaus possierlicher Stimme, leider aber auch dem inhaltlichen Tiefgang einer Pfütze im Asphalt – Pop-Gedudel über den Burn-Out von Surflehrer Klaus oder eine Analyse der negativen Tendenzen bei selbst geschriebenen Liebesliedern waren dagegen einfach nur banal. Zumindest waren sie aber nicht so peinlich wie das alberne Gegacker und Gekicher von Harapat, die das Publikum mit Rhabarber-Glitzer-Likör für sich einnehmen wollte, einem skurrilen Gebräu, das Eva Eiselt an Nagellack erinnerte. „Was für schöne Assoziationen du hast.“ Hahaha, Hihihi. Dazu gesellten sich Tinder-Geschichten im Stil eines misslungenen Soft-Pornos und lyrische Gehversuche, die ohne weiteres aus dem Poesie-Büchlein einer pubertierenden Realschülerin stammen könnten. So viele bestätigte Vorurteile in einem Mini-Auftritt kriegen selbst die Jungs von der Rebell-Comedy nicht hin. Mit Querulantentum hat dies dagegen nichts zu tun. Hier wird nichts neu gedacht, sondern vielmehr jedes Geschlechterklischee bestätigt, inklusive der Liebe zu rosa Plüsch, Einhörnern und Glitzer. Für diese enttäuschende Darbietung gab es denn auch zu Recht nur einen enttäuschten, desillusionierten Beifall, während die anderen Künstlerinnen des Abends doch etwas besser wegkamen.

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