Limp Bizkit: Immer mitten in den Fleischwolf rein

Der Bass dröhnt unter schneidenden Gitarrenklängen, Lichtgewitter flackern über den KunstRasen und das Schlagzeug jagt alles an den Rand des Wahnsinns, während Fred Durst seine Rap-Passagen wie Gewehrsalven in Richtung Publikum abfeuert. Wenn Limp Bizkit auf der Bühne steht, wird es nun einmal brachial, so viel ist klar. Die Nu-Metal-Band aus Florida gestaltet an diesem Dienstagabend den Abschluss der diesjährigen KunstRasen-Saison, ziemlich genau 24 Stunden nach dem Auftritt von Supertramps Roger Hodgson, den das Quintett aus dem VIP-Bereich heraus mitbekommen hat.

Für Durst dürfte es ein eher ungewöhnlicher Geburtstag gewesen sein, oder vielleicht auch ein besonders schöner, hatte Hodgson ihm doch „Breakfast in America“ gewidmet. Jetzt geben Limp Bizkit das Kompliment auf ihre Weise zurück, indem sie ein paar Töne von „Dreamer“ covern. Eine nette Geste. Allerdings wird es nicht die einzige Verbeugung vor anderen Rock-Veteranen bleiben – was in der Summe dann doch ein wenig mehr irritiert als nötig wäre.

 

Dabei hätten Limp Bizkit eigentlich mehr als genug eigene Hits, um die gut 90 Minuten des Konzerts zu füllen – immerhin steht die Band seit nunmehr 24 Jahren an der Spitze eines Genres, das die Härte des Metal, die Stinkefinger-Attitüde des Punk, den Nihilismus des Grunge und die Rhythmen und die Sprachgewalt des Hip Hop auf absonderlichste Weise verschmolzen hat. Limp Bizkit haben dies immer beherrscht, auch wenn Fred Durst kein überragender Rapper war und ist – seine Intensität hat dies aber immer ausgeglichen. Doch so ganz scheint er derzeit nicht zu wissen, wo er hingehört. So auch in Bonn, wo er neben dem ebenso exzentrischen wie experimentierfreudigen Gitarristen Wes Borland (dieser mit schwarz-weißer Gesichtsbemalung) seine Wut auf die Welt in selbige hinausschreit, nur um kurz darauf wieder einen verbalen Kniefall vor dem Publikum abzuliefern und diesem zu danken. Etwa 4300 Fans sind zu dem Konzert gekommen, um einmal musikalisch so richtig in die Fresse zu bekommen, und mitunter liefern Limp Bizkit auch genau das, was von ihnen erwartet wird. Bei „Rollin'“ generieren die abgehackten Gitarren Borlands und die brachial treibenden Rhythmus-Instrumente ein aggressives Grundmuster für den Protest einer Generation, die eben nicht in Selbstmitleid versinken wollte, sondern ihren Unmut mit allem Nachdruck herausröhrte. Gleiches gilt für „Nookie“ und Teile von „My Generation“ – doch schon bei diesem Stück beginnen Limp Bizkit mit ihrer Verballhornung von fremden Stücken, die unnötig Zeit kosten und so manchen Fan ratlos werden lassen.

Nichts und niemand ist im zweiten Teil des Konzerts vor klanglicher Vergewaltigung sicher: Neben Supertramp werden unter anderem auch George Michael („Faith“), Nirvana, Rammstein und die Gorillaz von Durst durch den Fleischwolf gedreht. Gleiches gilt für Rage Against the Machine, deren Megahit „Killing in the Name“ kurzerhand zusammen mit der Vorband Dog Eat Dog performt wird, auch wenn deren Sänger John Connor leider den nötigen Druck vermissen lässt. Ach ja, und „Behind Blue Eyes“ von The Who erklingt ebenfalls, gesungen vom Publikum, so wie Durst es sich zum Geburtstag wünscht. Für Limp-Bizkit-Songs bleibt da nur noch wenig Zeit, höchstens für Fragmente. Immerhin sorgt „Take A Lokk Around“ aus dem Soundtrack zu „Mission Impossible 2“ für einen zufriedenstellenden Abschluss. Der KunstRasen ist damit vorbei, eine Saison mit einigen überragenden Auftritten (etwa Tom Jones oder auch Steven Wilson), der ein oder anderen positiven Überraschung (Johannes Oerding) und so gut wie keinen Enttäuschungen. Knapp 60.000 Besucher haben die Konzerte genossen und können sich schon jetzt auf das nächste Jahr freuen. Der erste Künstler steht bereits fest: Am 11. Juli 2019 wird Nena auf dem KunstRasen spielen. Der Vorverkauf ist bereits gestartet.

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