Fanta4: Der Hip Hop von Captain Fantastic

Haltung zeigen oder Spaß haben: So richtig konnten sich die Fantastischen Vier nie entscheiden, welche Inhalte sie mit ihrem altgedienten Hip Hop unters Volk bringen wollten. Auf der einen Seite elegante Verse mit Tiefgang, auf der anderen Gute-Laune-Zeilen. Geht beides. So auch auf dem KunstRasen, wo die Fantas etwa 10.000 Besucher bis in die Ekstase und darüber hinaus wippen lassen. Schon seit Monaten ist das Konzert ausverkauft, es ist wahrscheinlich die erfolgreichste Veranstaltung in den vergangenen sieben Jahren. Und die Fantas sorgen dafür, dass es auch so bleibt. Kaum eine andere deutsche Band versteht sich so gut darauf, die Massen zu begeistern und sie in Bewegung zu versetzen, sie wippen und springen und tanzen zu lassen zu meisterhaft gereimten Texten zwischen Poesie und harmlosen Poser-Sprüchen. Heute ebenso wie vor beinahe 30 Jahren.

Ja, die Fantastischen Vier sind wirklich schon lange mit dabei, als Platzhirsche des deutschen Hip Hops. Doch auch wenn sich Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon längst die Hörner abgestoßen haben, haben sie doch weiterhin große Freude daran, auf der Bühne mitunter so zu tun, als seien sie Peter Pans Verlorene Jungs. Und zwar nicht nur bei dem durchaus vom Dada inspirierten Die Da“ oder der Weltbegrüßungs-Hymne „MfG“, sondern auch bei neuen Titeln a la „Pipis und Popos“. Dabei feiert das Publikum gerade diese Nummern besonders euphorisch; die lockerleichten Stücke sind einfach etwas konsumerabler als die nachdenklichen wie „Endzeitstimmung“ oder „Ernten, was wir säen“. Obwohl die Fantas auch derartige Themen mit einem einzigartigen Groove versehen.

Immerhin sind die Fantastischen Vier zumindest ein Gegenentwurf zu den Gangsta-Rappern und Vers-Proleten – nicht zuletzt sind sie erst kürzlich mit dem Jacob-Grimm-Preis deutsche Sprache ausgezeichnet worden. Gerade mit dem aktuellen Album „Captain Fantastic“ wollen sie sich bewusst politisch inszenieren. Aber eben nicht bei einem Open-Air-Konzert wie etzt auf dem KunstRasen. Da soll viel lieber die Post abgehen – worauf sich die Fantas schlichtweg meisterhaft verstehen. Von „Yeah Yeah Yeah“ über den „Picknicker“ bis hin zu „Populär“ und „Troy“ zieht sich ein stimmungsvoller Bogen, mit dem die Band voll ins Schwarze trifft. Die Menge tobt und feiert bei perfektem Wetter ein Quartett, das endlich wieder nach Bonn gekommen ist (das letzte Mal war es noch bei der Rheinkultur als Headliner am Start) und dort zeigt, was deutscher Hip Hop sein kann. Nämlich einfach Yeah.

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