Mnozil Brass: Ein Zirkus voller Blech

Ein bisschen verrückt sind Mnozil Brass ja schon. Na gut, mehr als nur ein bisschen. Das Blas-Septett mit der Clown-Attitüde könnte man auch als völlig irre bezeichnen und läge damit noch nicht einmal falsch. Aber gerade das macht ja auch den Zauber der Band aus, die jetzt das Ende der aktuellen „Quatsch keine Oper“-Spielzeit mit einem herrlich schrägen Abend krönt, an dem Genie und Wahnsinn Hand in Hand über die Bühne schreiten. „Cirque“ hat das österreichische Ensemble ihr aktuelles Programm betitelt, und einen Zirkus bieten sie auch, samt Zauberer, dummem August, traurigem Pierrot und bissigem Tuba-Tiger. Ein Festival der Absurditäten, in dem die Chaotentruppe pantomimisch und musikalisch alle Register zieht und die ausverkaufte Oper immer wieder in kollektive Lachanfälle stürzt.

Seit mehr als 25 Jahren stolpern Mnozil Brass durch die Welt des Musikkabaretts, scheinbar schlicht und doch in Wahrheit schlichtweg genial. Zumindest meistens. Geschickt variieren und zitieren die studierten Orchestermusiker Liszt und Mahler, Haydn und Strauss, die Village People und Woody Herman, interpretieren „Mister Sandman“ in bester Hip-Hop-Manier und ein kleines Mariachi-Medley, bei dem auch eine Mauer mühelos überwunden beziehungsweise untergraben wird. So ein kleiner Seitenhieb in Richtung von Donald Trump muss schon sein. Die musikalische Weltreise kommt an, zumal der ein oder andere Fehler geschickt vom Clownswitz übertüncht wird. Dabei klingen Mnozil Brass mitunter schon etwas grell und schwächeln auch als Barbershop-Quartett ein wenig. Aber was soll's. Ist doch eh alles nur Spaß. Und wenn dann Thomas Gansch einfach mal zwei Trompeten gleichzeitig spielt oder der Rest der Truppe in allen möglichen Positionen ihrer Kunst nachgeht, sieht das Sehen über das Hören. Und das Lachen über das Staunen.

In den besten Momenten kommen Komik und musikalische Brillanz zusammen und schaffen Szenen, die stärker kaum sein könnten. Grandios, wie Robert Rother als schüchtern-naiver August eine imaginäre Schallplatte abspielt, sie mal zu langsam und mal zu schnell laufen lässt, während seine Band-Kollegen im Hintergrund dies mit ihren Instrumenten in Töne umsetzen müssen. Herrlich auch, wenn die Band die Rolle einer Loop-Station übernimmt oder wenn ein französischer Chanson mal nur mit Ukulele und Skifflebass dargeboten wird. Anderes ist einfach nur grotesk, etwa Wilfried Brandstötters Auftritte als bassmächtiger Tiger, der gerne mal über die Bühne krabbelt und von allerlei Geräuschen beeinflusst wird.

Und dann wären da noch die poetischen Szenen. Jene, die Witz mit Sensibilität verbinden, in denen mit sanft-verträumten Tönen um eine tote Rose getrauert wird und in denen Leonhard Paul als weißgesichtigem, traurigem Clown die Herzen des Publikums zufliegen. Er ist die interessanteste weil tragischste Figur des Ensembles, der erst gegen Ende – nach einer vehementen Bigband-Version von „Four Brothers –  auch musikalisch glänzen darf, es dann aber allen so richtig zeigt. Das Publikum ist begeistert und spendet am Ende stehende Ovationen für eine Wahnsinns-Truppe, die hoffentlich noch mal wiederkommen wird.

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