Vocaldente: Zwischen Shrutis und Chop Suey

Vocaldente lieben das Reisen. Fremde Länder, fremde Musik, also mehr Input für das a-cappella-Quintett aus Hannover, das im Ausland mitunter erfolgreicher ist als in der Heimat. Und das schon seit elf Jahren. Überall sind die Fünf schon aufgetreten, haben Wettbewerbe in Finnland, Taiwan und den USA für sich entschieden und zählen dadurch zu den besten Gesangs-Formationen Deutschlands. Jetzt sind die polyglotten Vokal-Entertainer ins Haus der Springmaus gekommen – und überzeugen vor allem dann, wenn sie sich aus der englischsprachigen Wohlfühlzone herausbewegen und neue Wege gehen.

Sowohl sprachlich als auch stilistisch verfügen Vocaldente über eine immense Bandbreite. Ursprünglich jiddische Swing-Lieder („Bei mir bist du schön“) erklingen ebenso wie irische Trinklieder („Whiskey In The Jar“), deutscher Schlager („Ich war noch niemals in New York“) und ein Reggae-Meddley. Nicht immer wirken die Arrangements dabei so hundertprozentig gelungen, vor allem wenn die Originale eigentlich einer etwas härteren Gangart frönen. Immerhin verzichten Vocaldente ganz bewusst auf elektronische Effekte, auf Hall, Verzerrer oder sonstige Mischpult-Tricks, was allerdings dazu führt, dass sowohl „The Pretender“ von den Foo Fighters als auch „Chop Suey“ von System of a Down relativ handzahm wirken, ohne Druck und Aggressivität. Stoßen zu diesen braven Ansätzen dann auch noch unnötig gepresste Kopfstimmen, kann der Charme der Herrentruppe schnell kippen. Andererseits können die Fünf wahrhaft zaubern, wenn sie ein Lied leicht nehmen. Und ein bisschen exotisch werden. Ihre Interpretation von „Kiss Kiss“, einer Pop-Nummer des türkischen Sängers Tarkan, ist einfach nur großartig, ebenso wie der Bollywood-Hit „Tharki Chokro“, den Vocaldente natürlich mit einem gewissen Augenzwinkern und leicht absurder Choreographie, musikalisch aber auf höchstem Niveau darbieten. „Statt unserer zwölf Halbtöne gibt es in der indischen Musik ja 21 Shrutis“, betonen sie im Vorfeld. „Wir hoffen aber, dass wir alle treffen.“ Tun sie. Das Publikum ist dementsprechend begeistert und feiert das Quintett mit ausgiebigem Applaus.

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