„The Songs of Bob Dylan“: Schätze eines Songpoeten

Alle haben sie dem Meister schon gehuldigt. Selbst der Boss. „Bis zum heutigen Tage wirft, wo immer große Rockmusik gemacht wird, Bob Dylan seinen Schatten“, sagte Bruce Springsteen im Jahr 1998 anlässlich der Aufnahme des großen Songpoeten in die Rock & Roll Hall of Fame. Zu Recht: Kein anderer Liedermacher hat mehr Künstler beeinflusst als Dylan, keiner so einen unverwechselbaren Stil gepflegt und keiner so tiefgründige Texte geschrieben. Nun hat ihm der Schauspieler Lucas Sanchez zusammen mit dem Regisseur Michael Barfuß (unter anderem „Rock 'n' Rollator Show“ und „Lala – ein Hurenabend“) eine Hommage gewidmet, die bei ihrer Premiere in der Pantheon Lounge für große Begeisterung sorgte.

Ganz bewusst versuchen Sanchez und seine Band nicht, Dylan zu imitieren. Würde ohnehin kaum funktionieren. Vielmehr mischen sie geschickt Original und Adaption, lassen unter anderem auch mal Procol Harum, die Doors oder Johnny Cash anklingen und stellen nicht nur die lyrische, sondern auch die melodische Qualität der verschiedenen Songs heraus. Sanchez wechselt immer wieder zwischen charismatischem Gesang (herrlich etwa „Man In The Long Black Coat“) und jenem Dylan-typischen Duktus, der sich nur am Rande um die rhythmischen Strukturen eines Liedes kümmert („It's All Right, Ma, I'm Only Bleeding“), während ihm seine Kollegen jenes Fundament bereiten, das er dafür braucht. Vor allem Gitarrist Jan Felix Rohde darf dabei gelegentlich mit ein paar überzeugenden Soli aufwarten, während Bassist Jochen Fiedler ab und zu eine dezente zweite Gesangsstimme in den Kehrversen beisteuert. Und manchmal, wie etwa beim „Subterranean Homesick Blues“, halten sie sich fast vollständig zurück, während Sanchez die Zeilen herrunter rappt. Klasse.

Ohnehin fällt auf, dass „The Songs of Bob Dylan“ nicht darauf ausgelegt ist, sämtliche großen Hits des Meisters herunterzurasseln. Ja, „All Along The Watchtower“ findet sich ebenso im Repertoire wie „It's All Over Now, Baby Blue“ und „Lika A Rolling Stone“, doch auf „Mr. Tamborine Man“ hat das Quintett ebenso verzichtet wie auf die Anti-Kriegs-Hymnen „Blowin' in the Wind“ oder „The Times They Are A-Changin'“. Stattdessen erklingen einige eher selten gespielte Titel mit starkem Storytelling, ergänzt um ein paar O-Töne Dylans, die Sanchez und Barfuß aus diversen Quellen zusammengetragen haben. Ein stimmiges Programm, auch wenn die letzten 20 Jahre komplett außen vor gelassen werden. Für Dylan-Fans und solche, die es noch werden wollen, ist dieser Abend aber dennoch ein Genuss. Ein Folgetermin ist für den 15. Oktober im Pantheon geplant. Karten dafür erhalten Sie in den bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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