Blechreiz: Lachnummer und Probespielpolka

Streicherserenaden im Bläsersatz und Liebeslieder an die umschwärmte Trompete: Das zentrale Interesse der Jungs von Blechreiz ist relativ offensichtlich. Hoch die Hörner, jetzt wird geschmettert. Das Brass-Quintett aus Österreich (nicht zu verwechseln mit der Berliner Ska-Band gleichen Namens) hat es sich zum Ziel gemacht, neue Wege für die Blechblasmusik zu finden, abseits von Balkan Beats, Bigband-Sounds und Party-Funk. Immerhin sind ihre Instrumente zu mehr gut, können alles oder zumindest fast alles spielen, von Leonard Bernstein über Richard Wagner bis hin zu Robert Fuchs und Queen. Man muss nur wollen. Und den richtigen Ansatz finden. Doch obwohl Blechreiz durchaus gute Ideen haben, mangelt es mitunter an einer konsequenten Umsetzung, wie ein Auftritt im Haus der Springmaus beweist.

So ganz weiß das Quintett offenbar nicht, wo es sich positionieren will. Macht es Kabarett oder ernsthafte Musik in ungewohntem Gewand, ist es vokal oder doch eher instrumental geprägt? Alles zusammen funktioniert auf jeden Fall nicht, dafür fehlt es an der nötigen Flexibilität – und an einem Gespür für Spannungsbögen. Vor allem dann, wenn die Fünf bemüht lustig sein wollen, kommen sie nicht auf den Punkt, geschweige denn auf eine Pointe, die einen derart langatmigen Aufbau rechtfertigt. Ihr „Musical“ über ihren Youtube-Erfolg mit der Schlager-Nummer „I kenn di von mein Handy“ ist das beste Beispiel dafür, zieht es sich doch schier endlos durch alle möglichen kleinteiligen Anekdoten und liefert doch weder musikalisch noch humoristisch echte Glücksmomente. Stark sind sie dagegen immer dann, wenn sie einfach nur spielen, etwa die besagte Serenade oder ihre Probespielpolka, ein Medley beliebter Solo-Literatur für Blechbläser, das auch ohne das zähe Anspielen der einzelnen Motive im Vorfeld gut oder sogar besser gewirkt hätte. Immerhin ist es den Musikern dabei gelungen, die einzelnen Stücke geschickt miteinander zu verweben, ganz im Gegenteil zu der konstruierten Verbindung der Ouvertüre zu „Lohengrin“ mit James Browns „I feel good“.

Immerhin, ihre Instrumente beherrschen die Blechreiz-Mitglieder durchaus. Ja, an der ein oder anderen Stelle könnten sowohl Intonation als auch Drive noch etwas überzeugender werden, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Vieles gefällt, darunter auch „Somewhere“ aus der „West Side Story“ sowie die Eigenkomposition „Origin“ mit ihrer starken Dynamik. Und ab und zu können Blechreiz auch a-cappella punkten: Ihre schräge „Lachnummer“ ist schon schreiend komisch, sollte aber ebenso wie ihre verkorkste Holzbläser-Toleranzbekundung eine Ausnahme im Programm sein. So viel Quatsch hat das Quintett nämlich gar nicht nötig.

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