Stacie Collins: Rockröhre tanzt auf den Tischen

Rocken kann sie ja, das ist keine Überraschung. Aber derart energiegeladen und leidenschaftlich wie in der Harmonie hat man Stacie Collins lange nicht mehr gesehen. Fit wirkt sie, wach, neugierig – und experimentierfreudig. Der „southern rockin', harp-howlin', twang-banging' rock'n'roll“, wie die Amerikanerin ihren Stil immer wieder gerne bezeichnet, kommt im Gegensatz zu ihrem letzten Auftritt in der Harmonie wieder zu seinem Recht, doch ruht sich Collins nicht nur darauf aus. Zusammen mit ihrer Band sucht sie auf offener Bühne nach neuen Sounds, lässt ihren Mitstreiter John Sudbury auch mal zur Akustikgitarre greifen oder ihren Drummer Ola Göransson, der sich vor allem gegen Ende des Konzerts als begnadeter Anheizer und Rampensau par exellence entpuppt, einfach mit ein paar Perkussionsinstrumenten statt mit wuchtigen Toms hantieren.

Dennoch bleibt Collins natürlich ihrem Nashville-Bluesrock treu, gibt sich aber wieder deutlich dreckiger als noch vor ein paar Jahren und scheint die härtere Gangart sichtlich zu genießen. Dem Publikum gefällt das; ein Großteil ignoriert die aufgestellten Stühle und tanzt lieber vor der Bühne, gerne auch mal mit Stacie Collins, die bei einem Stück kurzerhand in den Saal hinabsteigt und dort auf den Tischen tanzt, während sie mit ihrer markanten Stimme oder alternativ mit ihrer geliebten Bluesharp die Menge anfeuert. Gut, zugegeben, stilistisch ist die Bandbreite immer noch recht überschaubar, aber zumindest machen die Songs jetzt wieder Spaß. Und zwar richtig.

Erfreulicherweise lässt Stacie Collins immer wieder Raum für ihre Bandkollegen, die auch alle einmal ans Mikrofon dürfen und dem Konzert damit zusätzliche Farben verleihen. Erneut ist es Göransson, der hier besonders hervorsticht, der das Publikum mit einbezieht, es zum Siedepunkt bringt und so ganz nebenbei als illegitimer Cousin vom Animal aus der Muppet Show sein Schlagzeug bearbeitet, als ob es kein Morgen gäbe. Bis dann wieder Collins einstimmt, die nicht nur mit ihren eigenen Songs zu überzeugen versteht, sondern auch mit einer wuchtigen Version von „Jumpin' Jack Flash“ und der fest im Repertoire verankerten AC/DC-Nummer „It's A Long Way To The Top“. Das ist Rock in Reinform. Klasse.

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