Marla Glen: Aufgekratzt und energiegeladen

Die Stimme ist so stark wie immer. Dunkel, rau, intensiv. Marla Glens Gesang war schon immer etwas Besonderes, nicht nur wegen der tiefen Basslage, in der sich die inzwischen 58-Jährige am wohlsten fühlt. Nein, da ist noch mehr. Viel mehr. Wenn sie ihr Innerstes in die Musik packt, ihre Leidenschaft, ihren Schmerz und ihr Verlangen, ist Marla Glen eine Naturgewalt, die den Blues beherrscht wie nur wenige andere. Im ausverkauften Pantheon hat sie nun genau dies getan und ein beeindruckendes Konzert präsentiert, das nur wenige Wünsche offen lässt.

Eigentlich ist alles so wie immer. Marla Glen, natürlich mit Anzug und Hut, wandelt mühelos zwischen Funk, Rock, Gospel und Chicago-Blues, von der Musik und der Bühne und dem Publikum angefixt und aufgeputscht, vor Energie sprühend, die sie mitunter kaum bändigen kann. Still sitzen kann sie da nicht, dafür ist sie zu aufgekratzt. Sie braucht ein Ventil, irgendwas, ein enthusiastisches Lachen vielleicht oder ein paar zappelnde Glieder, um all das abzuleiten, was sie nicht in ihre Lieder stecken kann – und die können schon eine Menge aufnehmen. Zum Glück hat Marla Glen eine exzellente Band dabei (inklusive einer brillanten Saxofonistin), die ihr in allen Momenten den Rücken stärkt und bereit steht, um sie aufzufangen oder ihr zumindest den Mikrofonständer zurechtzurücken. Was an diesem Abend gar nicht so häufig nötig ist wie schon bei früheren Auftritten.

 

Marla Glen ist präsent, wach, nicht der Welt entrückt. Nur einmal stoppt sie eine Nummer: „I screwed up“, gesteht sie, hat sich im Lied verheddert und fordert daher einen Neuanfang. Immerhin verdient das Publikum ihr Bestes. Und das kriegt es dann auch. „Travel“, „The Cost of Freedom“, „Also Love You“, all die Klassiker eben, dazwischen ein paar neuere Kompositionen sowie den ein oder anderen legendären Cover-Song.  Ihre Version von „Ruby Tuesday“ ist immer noch eine der intensivsten, gleiches gilt für James Browns „It’s a Man’s Man’s Man’s World“. Und dann wäre da noch „Believer“. Marla Glens größter Hit. Ein Titel, den sie eigentlich inzwischen nicht mehr hören kann. Doch das Publikum fordert ihn ein, und da die Botschaft ohnehin noch immer zutrifft und Marla Glen trotz mancher Tiefpunkte ihren Glauben nicht verloren hat, auch und gerade wegen dieses Liedes, singt sie es schließlich doch. Ein starker Schlusspunkt eines überzeugenden Konzerts mit einer ganz großen Stimme.

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