Anika Auweiler: Feuertanz auf dem Eis

Die gemütliche Lounge des Pantheon Theaters, bewacht von einem Zirkuselefanten und ausgestattet mit einer Vielzahl bequemer Sofas, ist der ideale Ort, um sich fallenzulassen. Einfach entspannen und genießen, während eine charmante Singer-Songwriterin zuerst mit ihrer Loopstation und später mit ihrer Band Magie erzeugt. Anika Auweiler kann man eigentlich immer zuhören, egal was sie macht. Mit ihrer warmen, wandlungsfähigen Stimme singt sie Lieder, die sich zu 60 Prozent um Liebe und zu 40 Prozent um andere Emotionen drehen, aber mit 200 Prozent Leidenschaft gewürzt sind. Dabei strahlt die Ex-Bonnerin immer dann am hellsten, wenn sie ihre Musik reduziert – oder wenn sie gute Musiker im Rücken hat.

Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt derzeit nicht viele deutsche Künstler, die mit ihren Loops eine derart differenzierte Dynamik gestalten können wie Auweiler; nicht umsonst hat sie schon für Künstler wie Max Herre, Alin Coen oder Katzenjammer im Vorprogramm gespielt. Sie ist eine Meisterin im Arrangieren von selbst eingespielten Klang- und Rhythmus-Fragmenten, findet immer wieder neue Muster und spannende Klangbilder zwischen Chanson, Pop, Elektro und Folk. Doch beim „Feuertanz auf dem Eis“, wie sie das Spiel mit der Loopstation nennt, tendiert sie manchmal zu einer Überfülle an Effekten (darunter zum Beispiel „Final Countdown“-Synthi-Trompeten), die den Liedern nicht immer gut tun. Andererseits kann selbst die beste Abmischung keine vollwertige Band ersetzen, erst recht nicht, wenn wie bei „Unser Lied“ richtig gerockt werden soll, die mühsam aufgenommenen Drum-Patterns und Keyboard-Parts aber einfach zu wenig Druck erzeugen, um die E-Gitarre Auweilers zu stützen.

Dabei braucht Auweiler derartige Spielereien eigentlich gar nicht. Als Solo-Künstlerin kann sie dank ihrer Präsenz und ihrem überragenden Gesang auch mit einem deutlich geringeren Technik-Einsatz überzeugen (was sie zum Glück in der Regel auch tut), und ansonsten hat sie ja jetzt zum Glück miaomio wiederbelebt, ihre Band, die im Pantheon zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder live zu hören ist und die genau jenes Fundament zu schaffen vermag, das Auweiler mitunter sucht. Zwar ist Bassist Steph Paula krankheitsbedingt verhindert, doch selbst Schlagzeug und Keyboards gewähren einen herrlichen Drive, der einfach Lust auf mehr macht. Das tut gut, vor allem Auweiler, die jetzt, wo sie nicht mehr jede einzelne Stimme selbst verantworten muss, auch mal bei wilderen Nummern ganz befreit aufdrehen kann. Klasse. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Konstellation bestehen bleibt, damit sich einzelne Auweiler-Nummern in Zukunft klanglich voll entfalten können. Doch egal ob als Trio oder allein: Anika Auweiler lohnt sich. Immer.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0