The Killers: Rock zwischen Mars und Venus

Das Mars-Symbol strahlt in die Lanxess Arena hinein. Groß und prall steht es am Bühnenrand, die drei Venusspiegel vor den Background-Sängerinnen überragend und dominierend – ein permanenter Bezugspunkt für Brandon Flowers, der dieses leuchtende Zeichen der Männlichkeit ein wenig ungelenk umtanzt. Warum auch immer. Der Sänger der Pop-Rock-Band The Killers bleibt eine Antwort schuldig, kommentiert die zumindest optisch omnipräsente Gender-Thematik außer im von rosa Konfetti überschütteten Song „The Man“ nicht weiter, lässt die Symbolik ins Leere laufen und macht stattdessen das, was das Publikum von ihm erwartet. Nämlich Party. Was sich als schwerer erweist als gedacht.

Gerade am Anfang des Konzerts in Köln, neben einem Auftritt in Berlin der einzige Deutschland-Stop der Killers, wirkt Flowers ein wenig gehemmt. Keine Frage, er gibt sich alle Mühe, wedelt mit den Armen, springt und rast über die Bühne, und doch fehlt eine gewisse Energie in seinen Bewegungen, eine Präsenz, eine Haltung. So sehr das Publikum auch jubelt, bleibt er doch zunächst auf Distanz. Erst nach und nach ergreift die symbolisierte Virilität von ihm Besitz, in gleichem Maße, wie die Band sich von dem massiven Gehämmer zu emanzipieren beginnt, das mitunter aus den Boxen in die ausverkaufte Halle schallt und den Klang zu ermorden droht. Etwas mehr Zurückhaltung für Bass und Schlagzeug, etwas mehr Kraft für Flowers – langsam aber sicher finden die Killers ihre Balance. Und zeigen, was sie wirklich können.

Dabei muss die Band einiges kompensieren. Von der eigentlichen Besetzung sind nur Frontmann Flowers und Schlagzeuger Ronnie Vanucci Jr mit von der Partie; Gitarrist Dave Keuning und Bassist Mark Stoermer hatten keine Lust oder Zeit für die Tour. Bitter, auch wenn die Ersatzmusiker ihre Aufgaben gekonnt meistern und dem Sound, bei dem Einflüsse von Muse, Depeche Mode und New Order nicht zu leugnen sind, ordentlich Druck verleihen. Leider mitunter etwas zu viel Druck, so wie etwa bei „Spaceman“ oder der neuen Nummer „Tyson vs. Douglas“: In diesen Momenten fehlt jegliche Differenzierung, alles wird zu Brei. Dabei kann die Band es doch besser. Immer dann, wenn sie sich etwas zurücknimmt, beginnt sie zu strahlen, sei es beim starken „For Reasons Unknown“, der Disco-Hymne „Human“ oder bei so herrlichen Titeln wie „Rut“, in denen endlich einmal die ansonsten leider im Bass- und Drum-Gewitter untergehenden Frauenstimmen etwas prominenter sein dürfen und in einen echten Austausch mit Flowers treten. Der hat zu diesem Zeitpunkt endlich seinen Rhythmus gefunden, ackert für drei und lässt hat auch eine Verbindung zum Publikum gefunden, die natürlich wirkt und nicht länger artifiziell. Nach mehr als zwei Stunden Song-Dauerfeuer fällt die Bilanz somit weitgehend positiv aus. Die Menge ist euphorisch, Flowers erschöpft, die Boxen am Ende und das Konfetti verschossen. Die Killers haben somit auch mit halber Kraft ihre Mission erfüllt. Muss man auch erst einmal schaffen.

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