Wolfgang Krebs: Irrsinn aus Bayern

Streng genommen gehören sie alle abgewatscht: Horst Seehofer, Markus Söder, Joachim Herrmann und der Rest der komplett zerstoiberten CSU-Bagage, die Parodist Wolfgang Krebs mit ins Pantheon gebracht hat. Was für eine Chaos-Truppe. Entweder zerlegt sie sich selbst oder lästert über jene, die an diesem Abend nicht ihre Aufwartung machen (darunter Ilse Aigner und Alexander Dobrindt, dessen Aufruf zur konservativen Revolution konsequent dekonstruiert wird). Ernst nehmen kann man diese seltsamen Gestalten auf jeden Fall nicht. Zumindest nicht im Rheinland. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum das Gala-Publikum letztlich keinem dieser Politiker den offiziellen Watschnbaum verleiht, auch wenn sich alle sehr darum bemüht haben. Stattdessen geht der Negativ-Preis an AfD-Frontkämpferin Beatrix von Storch und US-Präsident Donald Trump. Nicht unerwartet. Denn selbst Krebs kann seinen Figuren nicht so viel Mist in den Mund legen, damit sie gegen diese rechten Schreckgespenster anstinken könnten.

Dabei gibt sich der 51-Jährige, der in Bayern zu den berühmtesten und beliebtesten Kabarettisten zählt, wirklich alle Mühe. Natürlich stottert sich bei ihm Edmund Stoiber konsequent um Kopf und Kragen. Natürlich plant sein Söder in volkstümlichem Größenwahn zuerst die Eroberung der CSU, bevor er sich Europa, die USA und schließlich die Galaktischen Streitkräfte unterwerfen will. Und natürlich lässt sich Joachim Herrmann bei seiner Analyse des Cyber-Raums und der ihn bedrohenden „Hägger“ viel Zeit. Ein bisschen problematisch ist allerdings, dass bei allem Recht zur Übertreibung der konfusen Denkmuster immer wieder ein roter Faden fehlt, so dass Pointen ins Leere laufen und so manche Figuren einfach ermüdend wirken. Das mag in Bayern anders sein, wo das Publikum bestens mit den Aussagen und Positionen der CSU-Granden vertraut ist, doch auch da dürften die Auslassungen von Laberköpfen wie Stoiber irgendwann zu viel werden. Zumal gerade dieser immer wieder auf die Bühne schreitet. Keine Frage, es ist die Lieblingsrolle von Krebs, eine, die er schon seit 25 Jahren im Repertoire hat – aber ein bisschen übertrieben ist es schon, gerade diesem Politiker immer wieder das Wort zu erteilen, während andere schweigen müssen. Dobrindt oder auch Andreas Scheuer fehlen gar ganz. „Die Stimmen haben mich noch nicht angefallen“, sagt Krebs dazu, als er tatsächlich mal ganz ohne Maske auf die Bühne tritt. Den richtigen Duktus, die passende Mimik und natürlich auch die inhaltliche Überzeichnung, die nie unter die Gürtellinie zielen darf, hat er für diese beiden einfach noch nicht gefunden. Doch andere könnte er durchaus zu Wort kommen lassen, vor allem da im Vorfeld groß von vielen neuen Gesichtern gesprochen wurde. Die aber leider weitgehend der Gala fernbleiben.

Andererseits sind die etablierten Rollen mitunter auch einfach die besten. Wenn Markus Söder über die Babyboomer mit ihren „empfängnisneutralen Orgien“ schimpft und ihnen einen freiwilligen Ausweg aus dem Leben anbietet, damit sie nicht auch noch die Rentenkassen belasten, ist das eine ebenso großartige Satirenummer wie der Auftritt des Vereinsvertreters Schorsch Scheberl, der sich über all die Städter wundert, die aufs Land rausziehen, weil es da so günstig ist, sich ein Ökohaus bauen lassen, weil es so klimaschonend ist, und dann jedes Jahr mit dem SUV 50.000 Kilometer fahren, um zur Arbeit und wieder zurück zu kommen. Da ist sie ja, die vermisste Stringenz. Klasse. Manchmal kann es so einfach gehen. Aber zugegeben: Sogar Stoiber hat so seine Momente. „Die Gestaltung der Zukunft darf man nicht der Gegenwart überlassen“, schwafelt er einmal. Mit dem Satz hätte er durchaus Anrecht auf einen Ehren-Watschnbaum. Obwohl sich den wahrscheinlich ebenfalls die AfD unter den Nagel reißen würde. Gegen die kommen eben selbst die besten CSU-Dampfplauderer nicht an.

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