Tom Gaebel: Der Bond des Swing

Sein Name ist Bond. Tom Bond. Ein Agent mit der Lizenz zum Swingen. Und diese Chance reizt Tom Gaebel bei seinem Konzert in der Bonner Oper nur allzu gern aus. Der leidenschaftliche Crooner mit dem Timbre von Frank Sinatra und der Vorliebe für Pathos hat in seinem neuen Programm „Licence to Swing“ die Titelsongs der großen 007-Filme in den Mittelpunkt gestellt und erweist sich dabei als Geheimwaffe der Bigband-Cover-Welt. Mühelos meistert er jedes noch so anspruchsvolle Lied, hängt sich sogar zweimal die imaginäre Stola Shirley Basseys um, wird zum „Man With The Golden Voice“ und wickelt mit seinem Sonnyboy-Charme das Publikum um seinen kleinen Finger. Zusammen mit seinem „Orchestra“ präsentiert er eine schmissige, schwungvolle und um weitere berühmte Film- und Fernseh-Melodien erweiterte Show, in der es nur einen Helden geben darf. Und der heißt dann eben doch nicht Bond. Sondern Gaebel.

Es ist kein Geheimnis, dass der 43-Jährige das Rampenlicht liebt – so sehr, dass er selbst bei den gelegentlichen Instrumentalstücken präsent sein möchte. Gut, irgendjemand muss ja schließlich bei „The Good, The Bad and The Ugly“ den Kojoten-Chor im Publikum dirigieren oder bei der Titelmelodie von „Captain Future“ mit dem Theremin das zentrale Motiv spielen. Aber selbst als Gaebel seinem Bruder Denis für das Saxofon-Solo des „Pink Panther“ die Bühne überlässt, kann er nicht widerstehen, kurzerhand den Drummer seiner Band zu ersetzen, statt sich ganz rauszuhalten. Andererseits ist es schwer, dem Sänger etwas derartiges übel zu nehmen. Dafür ist er einfach zu gut in dem, was er tut. Nicht nur als Bond-Interpret, auch wenn er dabei sowohl mit seinem eigenen Beitrag „Catch Me If You Can“ als auch mit unvergessenen Titeln wie „Diamonds Are Forever“ oder „Goldfinger“ zu glänzen versteht und die gesamte Kraft seines Organs auspacken darf. Doch leiser ist er fast noch besser. Herrlich etwa Randy Newmans „You Got A Friend In Me“ aus dem Pixar-Film „Toy Story“, bei dem Gaebel auf einmal ganz entspannt wirkt; gleiches gilt für Nio Rotas „Speak Softly Love“ aus „Der Pate“. So entsteht ein Kontrast zu der Grandezza der 007-Titel, die ruhig noch stärker hätte herausgearbeitet werden können.

So unterhaltsam das Programm auch ist, ergibt doch nicht jeder Titel Sinn. Gut, Al Bundy als Anti-Helden kann man noch verstehen – warum aber nach der Pause „Cabaret“ und „Loveboat“ erklingen, ist nicht so ganz schlüssig. Und irgendwie auch musikalisch nicht so ganz stimmig. Irgendwie beliebig. Ohnehin würde es der Band gut tun, wenn Sie sich ein bisschen mehr austoben könnte, mal etwas pfiffiger und kantiger spielen dürfte und nicht immer so gefällig. Immerhin dürfen aber bei dem fantastischen „El Cumbanchero“ nahezu alle Künstler mal mit kleinen Solo-Einlagen auf sich aufmerksam machen und unter Beweis stellen, dass sie zu Recht neben dem selbst ernannten „Weltstar aus Köln“ auf der Bühne stehen. Der gibt ebenfalls noch einmal alles, animiert den Saal zum Mitsingen, tanzt hinter dem extra für ihn aufgestellten Samba-Trommelset ausgelassen vor sich hin und strahlt dabei mit den Scheinwerfern um die Wette. Das Publikum ist euphorisiert und zu allem bereit, würde Tom Gaebel nur zu gern beim Wort nehmen und mit ihm noch die Stadt unsicher machen, auf einen trockenen Martini oder auch zwei. Doch auch wenn es diesmal nicht klappt, gehen doch alle selig nach Hause. Und träumen von Bond. Tom Bond.

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