Konrad Beikircher: Verzällchen zum „falschen“ Glauben

Ein bisschen mehr Glitzer und Glamour wären aus Sicht von Konrad Beikircher schon schön gewesen. Wenn man schon ein 500-Jahr-Jubiläum wie das der Geburtsstunde der Reformation durch Martin Luthers Thesenanschlag feiert, dann aber bitte richtig. Andererseits, was kann man von den Protestanten schon erwarten? Die haben ja keinen Spaß! Sagt zumindest Beikircher, seines Zeichens (zugezogener) Vorzeige-Rheinländer und zugleich Experte in allen Belangen des „falschen“ und „normalen“ Glaubens. Also rechnet er im Haus der Springmaus genüsslich mit der evangelischen Kirche ab – und deckt so ganz nebenbei unter dem Deckmäntelchen der charmanten Anekdoten einige unbequeme Wahrheiten über die katholische Geschichte auf.

Tatsächlich dreht Beikircher das hierzulande beliebte Schwarze-Peter-Spiel zwischen den beiden Konfessionen geschickt um, greift zwar die typischen Klischees des ernsten und immer betroffen agierenden Protestanten auf, springt von da aus aber um so lieber ans andere Ufer und lästert augenzwinkernd über die zahlreichen Vorhäute Jesu oder die Schwangerschaft versprechenden Mariengürtel-Kopien, die einige bewachende Mönche offenbar an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit brachten. Besonders ausführlich widmet er sich dem Konzept von Fegefeuer und Ablasshandel, zu dem er trotz allerlei Abschweifungen und Verzällchen immer wieder zurückkehrt. So falsch lag Luther mit seiner Kritik an der katholischen Kirche offenbar nicht, das wird durch Beikirchers nicht immer historisch korrekte aber doch oft im Kern zutreffende Ausführungen deutlich. So sorgt der 72-Jährige auf seine gewohnt verzweigte Art doch für den ein oder anderen Aha-Moment – und zugleich beim Publikum für viel Gelächter.

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