Drei Künstler, eine Mission: seit mehr als einem Jahrzehnt schickt das Plattenlabel Ruf Records regelmäßig Blues-Musiker auf Tour, die die Liebe für den Zwölftakter leben und verbreiten wollen. Für junge, aufstrebende Talente ist die Blues Caravan eine ideale Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Fans zu gewinnen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Denn neben der elektrisierenden Vanja Sky, die in ihrer Heimat Kroatien bereits ein Star ist und nun auch im restlichen Europa durchstarten möchte, stehen mit Mike Zito und Bernard Allison zwei etablierte Saiten-Magier auf der Bühne, die mit ihren eigenen Bands immer wieder Clubs wie die Bonner Harmonie füllen. Umso bemerkenswerter ist es, sie nun gemeinsam auf der Bühne zu erleben – zumal der kollektive Blues-Erguss mehr ist als die Summe der einzelnen Teile.
Natürlich ist jeder der Künstler auch alleine ein Genuss. Von Mike Zito ist man nichts anderes gewohnt, spätestens seit er 2010 als Teil der Royal Southern Brotherhood an der Seite von Cyril Neville und Devon Allman in Erscheinung trat und mit seinem Südstaaten-geprägten Blues das Publikum begeisterte. Inzwischen ist er längst erfolgreich auf Solo-Pfaden unterwegs und hat seine Bandbreite noch einmal erweitert. Die Country-Blues-Nummern früherer Tage („Gone to Texas“) treffen nun auf staubtrockene, unglaublich starke Nummern wie „Makes Blues, Not War“, auf die wahrscheinlich selbst John Lee Hooker stolz gewesen wäre. Und auch die leisen Töne meistert Zito, wie er etwa bei Vanja Skys „Married Man“ unter Beweis stellt.
Diese wiederum brennt für den Blues in allen Spielarten, bevorzugt aber eher die härtere Gangart. Steht ihr gut. Die 23-jährige Blondine mit der leicht rauchigen Stimme könnte somit einen
ähnlichen Weg beschreiten wie vor ihr schon Samantha Fish – die entsprechende Technik hat sie allemal. Im Zusammenspiel mit ihren Kollegen wirkt sie zwar noch ein wenig unsicher und
zurückhaltend, doch wenn sie ihre eigenen Stücke raushaut, blüht sie auf und gibt Vollgas. Dabei hilft es auch, dass ihr – wie auch den anderen – mit dem herausragenden Bassisten Roger Inniss und
Drummer Mario Dawson zwei brillante Musiker den Rücken stärken. Ersterer ist als Faktotum und gute Seele der Karawane seit Jahren ein Garant für den guten und abwechslungsreichen Sound der Reihe,
während letzterer sonst in der Bernard Allison Band trommelt und für knallharte, präzise gesetzte Beats sorgt.
A propos Allison: Der lässt sich ebenfalls nicht lange bitten und ergibt sich mit Wonne in schier endlosen Gitarren-Soli. Die Genregrenzen werden dabei geflissentlich ignoriert, Funk, Reggae und
Rock vermischen sich mit dem Blues und münden in Jimi Hendrix' „Voodoo Chile“, das Allison genüsslich bis zum Exzess spielt. Gleiches gilt für Nummern wie „Going Down“, mit denen Bernard seinen
Vater, Blues-Legende Luther Allison, in Erinnerung behält. Mehr als 20 Jahre nach dessen Tod weilt sein Geist noch immer im Reich der Zwölftakter, und so ist es kein Wunder, dass ihm die Blues
Caravan zum Finale (ebenso wie in den Zugaben) mit Klassikern wie „Move From The Hood“ und „Let's try again“ Tribut zollt. Vor allem das Zusammenspiel von Bernard Allison und Mike Zito ist eine
Klasse für sich und euphorisiert das Publikum endgültig. Ein toller Abend mit versierten Künstlern und zumindest einem kleinen Schuss frischem Blut. Für Blues-Liebhaber gibt es kaum etwas
Besseres.
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