Wildes Holz: Ungehobelte Wipfelstürmer

Am Ende kommt der obligatorische Nebel. Und die stehenden Ovationen. Wildes Holz drehen zum Finale ihres Konzerts im Haus der Springmaus noch einmal richtig auf, rocken mit fast schon metalliger Wucht, holen alles aus ihren Instrumenten heraus. Jetzt fehlen nur noch ein paar langhaarige Headbanger. Die Musik passt auf jeden Fall: „Smoke on the Water“ und „Born to be wild“ – mit Gitarre, Kontrabass und Blockflöte. Muss man auch erst einmal schaffen. Doch für die Harthölzer auf der Bühne ist das ein leichtes. Das wahrscheinlich ungewöhnlichste Trio der Rockmusik beweist zum wiederholten Male, das es so ziemlich alles spielen kann, von Blur bis Telemann, von Jazz bis zu türkischem Pop. Bei der Vorpremiere ihres neuen Programms „Ungehobelt“ ziehen Tobias Reisige (Flöte), Anto Karaula (Gitarre) und der schalkhaft grinsende Markus Conrads (Bass) alle Register, stürmen durch sämtliche Stile und nehmen sich dabei erfreulicherweise selbst nicht ganz so ernst.

Dabei ist das Ziel klar: Wildes Holz wollen nach oben. In die Wipfel, in die Top 10. Irgendwie muss das ja gehen. Vielleicht mit „Rock me Amadeus“, vielleicht mit „Popcorn“ oder vielleicht doch mit einer der selbstgeschriebenen Nummern. Das Potenzial haben alle Nummern, nicht zuletzt dank exzellenter Arrangements. In allen Fällen erweisen sich die Hölzer als ebenso innovativ wie spielfreudig, technisch ohnehin überragend und auch tänzerisch nicht unbegabt. Für ein kleines Star-Wars-Medley haben sich Karaula und Conrads sogar eine kleine Kampf-Choreographie samt Lichtschwert-Flöten einfallen lassen, während Reisige einem Subgroßbass-Klangkörper in Ikea-Optik dumpfe Töne entlockt. Zumindest bandintern wird allerdings eher das Stück „Feuerwasser“ als Höhepunkt des Abends (wenn nicht gar der gesamten Musik-Geschichte) angesehen – und die herrlich absurde Interpretation der „Titanic“-Titelmelodie samt Singender Säge und jeder Menge Gelächter, die noch nach dem Nebel über die Bühne weht und einen Abend beschließt, der ebenso unterhaltsam wie brillant war. Der eigentlichen Premiere steht also nichts mehr im Weg. Einer Rückkehr auch nicht: Am 23. Februar 2018 gastieren Wildes Holz erneut in Bonn. Und werden mit Sicherheit wieder astrein rocken.

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