„Die große Coperlin Show“: Et Wow

„Et Wow!“ Pointe. Konfetti. Großes Kino. Wenn der Große Copelin in der nach im benannten Show auf der Bühne steht, wird jeder Moment zum Erlebnis. Immerhin ist der Mann ein Star, der ungekrönte König des Varietés, der wirklich alles schaffen kann. Zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten. Also mit viel Pfusch. Und noch mehr Witz. Im Bonner GOP-Theater hat der Meister des Absurden nun gezeigt, dass er sich für nichts zu schade ist, andererseits aber auch das Talent hat, hervorragende Gäste einzuladen – und so für einen herrlich schrägen und artistisch hochkarätigen Abend zu sorgen.

Tatsächlich ist es dem GOP mit „Die große Coperlin Show“ gelungen, Nonsens und Artistik geschickt auszubalancieren, nicht zuletzt dank eines gut gelaunten, selbstironischen Moderators, der seine überdrehte Kunstfigur mit einem deutlichen Augenzwinkern und viel Gespür für Nuancen durchaus charmant gestaltet. Zudem nehmen seine Eskapaden nie zu viel Raum ein und bilden einen schönen Kontrast zu den einzelnen Nummern der Show. Die wiederum haben es in sich: Die heiße Pole-Dancing-Nummer von Sheila Nicolodi ist exquisit, die Antipoden- und Luftring-Darbietungen von Emma Phillips ebenso überzeugend wie die Kraftakrobatik des Duos Liazeed. Die Zaubernummern von Craig Christian und Elizabeth Best wirken derweil zwar ein wenig großspurig und erinnern in ihrer Inszenierung eher an eine bemühte Imitation der Kunststücke von Magiern wie Hans Klok als an die angekündigte „Evolution of Magic“, erfüllen aber ihren Zweck. Und doch sind es einfachere Beiträge, die stärker wirken. Der Stepptanz von Marcel Peneux zum Beispiel, der in seiner Disziplin schon mehrere Weltmeisterschaften gewonnen hat; die grandiose Strapaten-Kunst von Chris Kiliano; und vor allem das Tellerdrehen von David Burlet, der seine eigene Kunst kurzerhand durch den Kakao zieht, immer wieder zu scheitern scheint und doch in diesem Scheitern den stärksten Eindruck macht. Klasse, zumal derartige Darbietungen heutzutage Seltenheitswert haben. Umso besser passen sie in ein Konzept, das sich an den großen Revuen zu orientieren versucht – auch wenn die Verbindung zu legendärem Varietés wie dem „Lido“ oder dem „Crazy Horse“ eindeutig übertrieben ist (für ersteres fehlt der Glamour, für letzteres die Freizügigkeit, auch wenn die Artistinnen nicht mit ihren Reizen geizen).

„Die Große Coperlin Show“ ist das nunmehr sechste GOP-Programm in Bonn. Wenige Tage vor der Premiere feierte das Haus sein einjähriges Bestehen und konnte auf eine gelungene erste Saison zurückblicken. „Im ersten Jahr haben wir rund 120.000 Besucher bei uns begrüßen dürfen“, sagte Theater-Chefin Julia Feirer. „Vor allem unsere Eröffnungsshow 'Plüfoli' ist hervorragend angenommen worden, aber auch 'Wet' lief super. Wir sind also vollends zufrieden, haben aber dennoch Luft nach oben.“ Eine ambitionierte Aussage. Aber auch ein Versprechen. „Wir fühlen uns überaus wohl im Rheinland“, bestätigte Feirer, „auch weil die Bürger hier uns mit offenen Armen empfangen haben. Das schönste Lob, das wir bekommen können, ist die Aussage, dass wir eine Bereicherung für Bonn seien. Dem wollen wir auch in Zukunft gerecht werden.“ Mit der „großen Coperlin Show“ dürfte das dem GOP einmal mehr gelingen.

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