„Wet“: Wasser marsch

 

Die Ente bleibt drinnen. Da gibt es in der neuen GOP-Show „Wet“ keine Diskussionen. Das Gummitier gehört in die Wanne – ebenso wie die acht herausragenden Artisten, die das Varietétheater für ihr spritziges Programm verpflichtet hat und die mit jeder Menge Begeisterung und noch mehr Akrobatik die extra präparierte Bühne in ein Wasserwunderland verwandeln, in dem alles möglich scheint. Perfekte Körper verbiegen sich, fliegen durch die Lüfte, immer wieder begleitet vom kühlen Nass, das mitunter auch mal das Publikum benetzt. Bleibt nicht aus, wenn sich feuchte Körper aus dem Bad in die Höhe schrauben. Aber egal, ist ja nur Wasser. Die paar Tropfen nimmt das Publikum bei der Premiere nur zu gerne in Kauf.

 

Dabei ist „Wet“ nicht nur nass, sondern auch heiß. Neben den aufreizenden Damen sind es dabei vor allem die Herren der Schöpfung, die eine ordentliche Dosis Erotik beisteuern: Jongleur Adem Endris, der mit übergroßen Flummis seine Kunst kurzerhand auf den Kopf stellt und nicht in Richtung Himmel, sondern vielmehr zum Boden hin strebt, baut einen Striptease in seine Darbietung ein, Handstand-Akrobat Anton Belyakov bringt seinen nackten Oberkörper in der nassesten und zugleich herausragendsten Choreographie des Abends zur Geltung, und auch eine kleine, kecke Handtuch-wechsel-dich-Nummer lässt nicht zuletzt die Damenwelt johlen. Dabei sind nackte Tatsachen noch nicht einmal ausschlaggebend, wie der 21-jährige Moritz Haase beweist, der bei seinen Rutschpartien über den nassen Boden und seinem Finale am Trapez auch bekleidet eine hervorragende Figur macht. Auch Fußakrobatin Katalin Donnert und Kontorsionskünstlerin Lena Ries wissen um ihr Sex-Appeal, auch wenn sie sich zumindest in ihren Soli einer weiteren Wasserschlacht verweigern. Gleiches gilt für Jutta Koch, die als waschechte Diva und Rheintochter mit einem leider etwas ausufernden Faible für Arien-Fassungen von „Pack die Badehose ein“ zwar konsequent in der höchsten Wanne residiert und dort vor sich hin trällert, bei dem einzigen Waschversuch aber mit defekten Rohrleitungen zu kämpfen hat, die Comedian Sebastian Matt verzweifelt zu flicken versucht. Dieser lockert die Show immer wieder auf, flirtet gerne mal mit fremden Füßen und Händen, versorgt die als Maskottchen fungierende Quietsche-Ente und bringt mit seinen skurrilen, mitunter allerdings auch etwas überdrehten Sketchen das Publikum ein ums andere Mal zum Lachen. Dabei erweist sich übrigens auch Belyakov als perfekter Partner – die gemeinsamen Auftritte der beiden gehören zu den komischen Höhepunkten der Show, ebenso wie ein hinreißendes Wischmopp-Ballett.

Die spritzige Kombination aus Oper, Komik und Artistik kommt auf jeden Fall beim Premierenpublikum hervorragend an – und sieht auch schlichtweg atemberaubend aus. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, welche hohen Anforderungen dies an die Akrobaten stellt, die ihre Nummern auf rutschigen Oberflächen absolvieren müssen und dabei mit unglaublicher Leichtigkeit agieren. Kein Wunder, dass „Wet“ unter anderem schon in Berlin, London, Sydney und Singapur für euphorische Reaktionen sorgte. In Bonn ist dies zum Auftakt nicht anders. Enormer Jubel für ein starkes Ensemble mit einer erfrischenden Show, die noch (samt einiger Umbesetzungen) bis Anfang September in der Bundesstadt zu sehen sein wird.

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